… dann ist Herbst: Es muss j e t z t gehandelt werden

Seit Ausbruch der Covid 19- Pandemie läuft eine Debatte über den bestimmenden Einfluss im Dreiecksverhältnis

  • zwischen der Forschung im Viren- Infektionsbereich,
  • der Anwendung von Forschungsergebnissen
  • und den politisch entscheidenden Menschen in Parlamenten und Exekutive.

Im Miteinander oder Gegeneinander in und zwischen diesen drei Handlungsfeldern wird entschieden – es muss tatsächlich entschieden werden, die Lage klärt sich nicht von selbst -, ob die Pandemie ausläuft oder nicht. Und es ist eine Binse, dass solche „Lagen“ enorm viel Verwirrung stiften können. Minister Lauterbach kontra Stiko- Mertens, „Bild“ kontra Drosten, Stöhr kontra Lauterbach, Kubicki kontra Wieler etc.

In Deutschland haben wir alle das seltene Glück, dass jemand an der Spitze des wichtigsten Ministeriums für den Infektionsbereich steht, der von der Sache etwas versteht. Das ist nicht die gründende Bedingung, aber es hilft. Gründende Bedingung wäre eher – pardon, wenn man es mit Söder, Kubicki et alii und aliae zu tun hat – die Lehramtsbefugnis für Schulen mit schwer Erziehbaren. Keiner der Genannten ist in der Lage, eine Studie zum Thema zu lesen, zu verstehen, in der ungemein angewachsenen Anzahl die Studien unterschiedlicher Art fachlich einzuordnen, also die richtigen Fragen zu stellen und Antworten zu geben.

Bild: muhnaufals auf Pixabay

Was also ist los? Dieses verflixte Virus passt sich quasi im Monatsrhythmus an und verändert sich. Es verändert sich rascher, wenn in einer Gesellschaft ein beträchtlicher Teil nicht geimpft ist, weil es einen breiten Nährboden findet. Siehe: Deutschland. Es kommt in der Bundesrepublik hinzu, dass Barrieren gegen Ausbreitung und Mutationen weitestgehend weg sind – kennzeichnend ist die oft genannte „Sommerwelle“.

Eine ganze Reihe von Studien zeigt nun, dass die Wirksamkeit von Impfungen im Zeitverlauf abnimmt. Die Wirksamkeit bröckelt ab nach einem halben Jahr. Beschleunigt wird diese Entwicklung in den kommenden Wochen durch Millionen Menschen, die aus den Urlauben zurückkehren, in welchen aller Erfahrung nach noch weniger auf Infektionsrisiken geachtet wird als daheim. In die Gesamtentwicklung gehört dann auch die Diskussion, ob bestimmte Masken (FFP -2) nachweislich Infektionen verhindern oder nicht. Das ist eine Debatte wie aus dem Tollhaus.

So. Dann ist Herbst. Wir hocken wieder mehr in den vier Wänden mit den entsprechenden höheren Konzentrationen von Viren in der Atemluft als im Vergleich dazu draußen an der frischen Luft während des Sommers. Und die letzte Instanz, die aus dieser Gesamtentwicklung Schlüsse zieht, das ist in Deutschland die Stiko, denn sie arbeitet mit System am langsamsten, wenn es um generelle Bewertungen geht.

Anders gesagt: Es muss jetzt gehandelt werden. Das ist Lauterbachs Botschaft.

Klaus Vater
Klaus Vater arbeitet als Kommunikationsberater und Autor. Er war stellvertretender Sprecher der Bundesregierung, zuvor Pressesprecher des Gesundheitsministeriums sowie des Arbeitsministeriums. Seinen Jugend-Kriminalroman "Sohn eines Dealers" wählte die Kinderjury des Literaturpreises "Emil" 2002 zum Kinderkrimi des Jahres.

2 Kommentare

  1. Akteure auf den drei skizzierten Handlungsfeldern produzieren in der Tat seit gut zwei Jahren immer wieder Kollisionen. Und die Verwirrung war und ist groß. Der Diagnose der Schwererziehbarkeit der Politik ist auch zuzustimmen.
    Alle Beteiligten sammeln unterschiedliche Information, bewerten unterschiedlich, nehmen sich unterschiedlich viel Zeit, kommen zu unterschiedlichen Tagestaktiken und Saisonstrategien. Es gibt in diesem System von Systemen keine „starke Hand“, die quasi göttliche Vernnunftsinstanz.
    Daher hat der Satz „Es muss gehandelt werden!“ ungefähr den gleichen kommunikationspraktischen Status wie „Es soll Frieden herrschen!“. Nicht bewantwortet ist mit dem Appell, wer wann wo wie handeln soll. Soll es wieder mal um Impfpflichten gehen – die undurchsetzbarer denn je sind? Wie würde die mit den noch nicht entwickelten Impfstoffen zu immer neuen Varianten abgeglichen werden können?
    Und mittlerweile gibt es einen Ermüdungsfaktor, der nicht zu unterschätzen ist: Menschen sind zunehmend alles leid, Corona, Impfungen, Lockdowns, Masken, Kriegsberichte, Inflation, Hitzewellen und parallele Heizkostenexplosion. Kleingruppen von Kindern könnte man mit autoritären Erziehungsmaßnahmen disziplinieren; 80 Millionen Menschen nicht.

    1. Lieber Jo Wüllner, bin ein alt gewordener Linksautoritärer. Insofern gibt mir Ihre Kommentierung eine Chance: Impf-Pflichten durchsetzen; und Leuten mit Info-Kampagnen auf den Geist gehen; und Jammerlappen also solche benennen; Funktionseliten dazu bringen, sich also solche zu erweisen. Und politische Bildung betreiben bis Frau Miosga in den Tagesthemen ruft: Hört auf damit, ich habe begriffen. Ich kann nicht mehr! Okay? Grüße Ihr KV

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