Welches Ende nehmen diese Anfänge?

Bild: KI generiert

Am 20. Januar 2025 begann die zweite Amtszeit des Republikaners Donald Trump als Präsident der USA. Seither hat er nahezu täglich Dekrete erlassen und Entscheidungen getroffen. Hätte man in einem dystopischen Text diese Maßnahmen vor Trumps Amtsübernahme aufgelistet, wäre man für wahnsinnig erklärt worden. Doch die Trumpsche Politik sprengt alles, was man sich als Horrorszenario vorstellen konnte. Man wacht morgens auf, hört Nachrichten oder liest nahezu jeden Tag etwas Kurioses oder Besorgniserregendes aus dem Weißen Haus. Die Trump-Regierung hat in drei Monaten im Amt gegen so viele Regeln und Gesetze verstoßen wie keine andere.  Er „lügt und lügt und lügt – 100 Mal in 100 Tagen“ ist eine Untertreibung. Es ist eingetreten, was der in Ungnade gefallene frühere Trump-Berater Steve Bannon Donald Trump schon in seiner ersten Amtszeit als politische Strategie angeraten hat: „Flood the Zone with Shit“. Was in diesen ersten drei Monaten entschieden wurde und durchgesetzt werden sollte, habe ich nachfolgend – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – zusammengestellt.

Trump handelt nach der Devise „Er, der sein Land rettet, verletzt kein Gesetz“. Die US-amerikanische Verfassung gibt dem Präsidenten eine große Macht. Mit sogenannten Executive Orders kann er den Kongress umgehen. Viele von Trumps Anordnungen entsprechen dem neunhundertseitigen „2025 Presidential Transition Project“ der Heritage Foundation – einer von Unternehmen gesponserten, konservativen Non-Profit-Denkfabrik – aus dem Jahr 2022. In einem Interview mit dem TIME-Magazin, sagte Trump: „Ich habe das Gefühl, dass wir in 100 Tagen eine sehr erfolgreiche Präsidentschaft hatten. Wir hatten Leute, die schrieben, dass es der beste erste Monat und der beste zweite Monat war, und wirklich der beste dritte Monat.“

Milliardäre und Falken

Waltz und sein Stellvertreter Alex Wong sind inzwischen wieder von Trump gefeuert oder genauer als Botschafter der USA bei den Vereinten Nationen „entsorgt“ worden, sei es weil in sicherheitsrelevante Signal-Chats versehentlich der Chefredakteur des Magazins The Atlantic einbezogen war, sei es dass er gegen Putin einen noch härteren Kurs als Trump einschlagen möchte. Waltz hatte Trumps Stabschefin Susie Wiles gegen sich aufgebracht.

Regierungsamtliche „Anti-Bürgerrechts-Agenda“

Verschärfte Vollstreckung der Todesstrafe

Foto: Gage Skidmore auf wikimedia commonns

„Bringen wir Gott zurück in unser Leben“

„Drill baby, drill“

Umweltbehörde und Entwicklungshilfe im Visier

„Weil wir mehr Babys wollen“

Abgesetzt, gefeuert, gekündigt

Bild: KI generiert

„Die Professoren sind der Feind“

Alle Unis haben Angst

„Wahrheit und Vernunft“ statt „radikale linke Monster“

  • Trump will Einfluss auf die US-Geschichtsschreibung nehmen. Er beauftragt seinen Stellvertreter damit, insbesondere in Museen auf Darstellungen im Sinne der Regierung hinzuarbeiten. Der Titel des Dekrets lautet: „Wiederherstellung von Wahrheit und Vernunft in der amerikanischen Geschichte.“ So sei z.B. die Smithsonian Institution betroffen, die 21 Museen, 14 Bildungs- und Forschungszentren und den Nationalzoo betreibt. Diese Institution sei unter den Einfluss einer spalterischen, auf ethnische Zugehörigkeit ausgerichteten Ideologie geraten.
  • Trump will auch die Kultur auf Linie bringenEr hat sich zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats des Kennedy Centers wählen lassen und als Chef den in Trumps erster Amtszeit als Botschafter in Deutschland tätigen Richard Grenell eingesetzt. Das Kennedy Center veranstaltet mehr als 2.000 Aufführungen – von Oper über Musical bis Jazz und Hip-Hop – im Jahr und hat dabei mehr als zwei Millionen Besucher. „Wir werden sicherstellen, dass das Programm des Kennedy Center gut wird – und nicht ‚woke’“, so Trump.
  • Trump hat weitreichende Änderungen am US-Wahlrecht verfügt. Wer sich für Wahlen auf Bundesebene registrieren will, muss laut einem neuen Dekret seine US-Staatsbürgerschaft mit Dokumenten nachweisen. Per Briefwahl abgegebene Stimmen müssen bis zum Wahltag bei den Behörden eingegangen sein. Darin wird ein Angriff auf die Teilhabe von Minderheiten an den Wahlen gesehen.
  • Musk unterstützte den konservativen Kandidaten Brad Schimel bei der Wahl in Wisconsin mit erheblichen finanziellen Mitteln und bot Wählern Geldanreize, um die Wahl zu beeinflussen. Trotz dieser Bemühungen unterlag Schimel der liberalen Kandidatin Susan Crawford.
  • Die US-Regierung will die Schließung von Auslandssendern, darunter Voice of America, Radio Free Asia und Middle East Broadcasting Networks. Ein Bundesrichter hat die Schließung für unzulässig erklärt.
  • Trump unterzeichnete einen Erlass, der den wichtigsten öffentlichen Sendern NPR und PBS die Finanzierung streicht. Die „radikalen linken Monster“ würden den amerikanischen Steuerzahlern keine „faire, genaue und unvoreingenommene Darstellung der aktuellen Ereignisse“ liefern. Sie verbreiteten „radikale woke Propaganda getarnt als Nachrichten“.
  • Trump bringt immer wieder – bis hin zu einer zu einer Basecap mit dem Schriftzug „Trump 2028“ – den Gedanken ins Spiel, nach seiner zweiten Amtszeit – gegen die Verfassung – ein drittes Mal zu regieren.
  • In den Verhandlungen über die Beendigung des Krieges gegen die Ukraine sieht US-Präsident Donald Trump eine Einigung mit Russland erreicht: „Ich glaube, wir haben einen Deal mit Russland“, sagte Trump in Washington. Nun müsse er noch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj überzeugen, was „schwieriger“ sei.
  • In einem NBC-Interview gibt sich der US-Präsident wütend über seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin. Er droht ihm gar mit höheren Zöllen auf russisches Öl.
  • US-Präsident Donald Trump erklärt, die USA würden sich aus den Bemühungen zur Lösung des Ukraine-Krieges zurückziehen, falls Russland oder die Ukraine eine Beendigung des Konflikts zu schwierig machen sollten. „Wir werden einen Bogen darum machen„, sagt Trump vor Reportern.
  • Trump und sein Wirtschaftsberater Kevin Hassett haben übers Osterwochenende indirekt die Unabhängigkeit der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) infrage gestellt. Trump legte noch einmal nach und nannte Fed-Chef Jerome Powell einen „großen Verlierer“.
  • Trump forderte den Fed-Chef auf, den Leitzins zu senken. „Er sollte die Zinsen senken. Ich glaube, ich verstehe viel mehr von Zinsen als er“.
  • Trump hat die Verurteilung von Marine Le Pen als »Hexenjagd« bezeichnet und gefordert, sie freizulassen. Es sei »ein weiteres Beispiel dafür, wie die europäische Linke das Justizsystem nutzt, um Meinungsfreiheit zu verhindern, politische Gegner zu zensieren und dieses Mal sogar ins Gefängnis zu bringen«. Er fügte hinzu: „Lasst Le Pen frei“, obwohl die Fraktionschefin der Partei Rassemblement National (RN) gar nicht in Haft sitzt.
  • Trump hat per Dekret die verpflichtende Begrenzung des Wasserdrucks in Duschen abgeschafft. Bei der Unterzeichnung im Oval Office erklärt der Präsident: „Ich dusche gerne, um mein schönes Haar zu pflegen…Ich stehe 15 Minuten lang unter der Dusche, bis es nass wird.“ Das Wasser tropfe nur aus dem Duschkopf. „Es ist lächerlich“, so Trump. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/wasserdruck-duschen-trump-usa-100.html
  • Donald Trump hat den zuständigen Regierungsinstitutionen per Dekret vorgeschrieben, die Vergabe von Genehmigungen zur Ausbeutung des Meeresgrundes in der Tiefsee zu beschleunigen und einen Prozess für die Erteilung von derartigen Genehmigungen für den äußeren Kontinentalschelf der USA zu schaffen.
  • Trump hat angeordnet, dass die bestehenden Vorschriften für die Meeresschutzgebiete zu lockern und für den kommerziellen Fischfang zu öffnen.

Ziel: Wachstum der Kryptowährungsbranche

  • Die von einer Firma Trumps ins Leben gerufene Kryptowährung USD1 von World Liberty Financial, einer Firma, in der mehrere Söhne von Donald Trump hohe Posten haben, wird für ein zwei Milliarden US-Dollar schweres Investment aus Abu Dhabi in die Kryptobörse Binance verwendet. Das bedeutet, dass eine Trump-Firma Geschäfte mit der Firma eines anderen Staats macht, eine formale Verbindung zu einer Kryptofirma aufbaut, die gegen US-Sanktionen verstoßen hat und für ähnliche Vorhaben anderer Regierungen wirbt.
  • Auf Wunsch Donald Trumps stoppt das US-Bundesjustizministerium sämtliche Untersuchungen und Anklagen gegen Dienstleister im Bereich Kryptowährungen, Blockchains und NFT (Non-Fungible Tokens). Das gilt auch für Geldwäsche und andere Krypto-Dienstleistungen für Terroristen, organisierte Verbrecher und Personen auf Sanktionslisten. Das hat der stellvertretende US-Justizminister Todd Blanche auf Wunsch Donald Trumps verfügt. Erklärtes Ziel ist das Wachstum der KryptowährungsbrancheTrump ist US-Präsident und Verkäufer einer Kryptowährung sowie von NFTs.
  • Der amerikanische Präsident Donald Trump plant Einsparungen im Bundeshaushalt in dreistelliger Milliardenhöhe. Der vorgeschlagene Haushalt wird auch Kürzungen im Wert von über 160 Milliarden Dollar in den Bereichen Umwelt, erneuerbare Energien, Bildung und Auslandshilfe beinhalten.
  • Über eine Äußerung von Trump wurde in den deutschen Medien allerdings nur selten  berichtet: Im Gespräch mit Reportern im Weißen Haus am 13. Februar (2025) signalisierte Trump sein Interesse an einer Wiederaufnahme der Rüstungskontrollverhandlungen mit Russland und China. „Es gibt keinen Grund für uns, brandneue Atomwaffen zu bauen. Wir haben bereits so viele“, sagte Trump. „Man könnte die Welt über 50 Mal, über 100 Mal zerstören. Und hier bauen wir neue Atomwaffen, und sie bauen Atomwaffen.“
    Er fuhr fort: „Wir alle geben viel Geld aus, das wir für andere Dinge ausgeben könnten, die hoffentlich viel produktiver sind.“ Die Vereinigten Staaten geben bereits jährlich 75 Milliarden Dollar aus – das Äquivalent von zwei Manhattan-Projekten jedes Jahr – bis mindestens 2032 für neue Atomwaffen. Insgesamt wird das Land über 30 Jahre mehr als 1,7 Billionen Dollar für die Modernisierung der Kernenergie aufwenden.

Unter dem Titel „‚Flood the Zone with Shit‘ – Es vergeht kein Tag, an dem Trump nicht eine besorgniserregende Entscheidung trifft“ erschien der Beitrag zuerst auf dem Blog der Republik.

Wolfgang Lieb
Wolfgang Lieb ist Jurist und Publizist, er arbeitet als freier Autor. Nach dem Studium der Politik und Rechtswissenschaften an der FU Berlin, in Bonn und in Köln arbeitete er in der Planungsabteilung des Kanzleramtes in Bonn(Helmut Schmidt war Kanzler), wechselte als Leiter in das Grundsatzreferat der Landesvertretung NRW in Bonn, war Regierungssprecher des Ministerpräsidenten Johannes Rau und Staatssekretär im NRW-Wissenschaftsministerium. 2009 wurde mit dem Alternativen Medienpreis ausgezeichnet.

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