‘Neiddebatte’ neu eröffnet

Screenshot: tax the rich

Der maßlose Reichtum weniger Privatpersonen wächst, in Deutschland und weltweit. Je erdrückender diese zig Milliarden-Lasten für Gesellschaft, Demokratie und Gering-Begüterte werden, umso weniger wird öffentlich darüber geredet. Regierungen, Parteien, auch Gewerkschaften beschweigen diese Völlereien. Bestenfalls stecken sie sich ihren politischen Dauerlutscher soziale Gerechtigkeit in den Mund. Die ‘Neiddebatte’ wird gerade neu eröffnet.

Darum geht es:
In Deutschland werden nach Schätzungen zwischen 2015 bis 2024 etwa 3,1 Billionen Euro vererbt. 2017 hielt das reichste Zehntel der deutschen Bevölkerung 56 Prozent des gesamten Vermögens. Die untere Hälfte hatte 1,4 Prozent. Der aktuellste Oxfam-Reichtumsbericht belegt, in den letzten zwei Jahren (März 2020 bis November 2022) konnten die zehn reichsten Deutschen, etwa die Aldi-Erben und die BMW-Großaktionäre Klatten/Stefan Quandt (etwa 40 Milliarden Euro), ihr Vermögen um 80 Prozent steigern.

Wir reden also nicht von ein bisschen Ungleichheit. Wir haben es mit extremen Reichtum zu tun, dem auch das Grundgesetz Grenzen setzen will: „Eigentum verpflichtet.“ (Artikel 14) Und: „Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.“

Screenshot: tax the rich

Niemand aus den politischen Eliten will sich mit Milliardären anlegen, denn wer Geld hat, den braucht man vielleicht einmal, wer weiß, und der hat auch viel Macht; weshalb jeder Milliardär mehr weniger Demokratie und mehr Plutokratie bedeutet.

Eine neue Untersuchung des EU Tax Observatory der Paris School of Economics zeigt, wie gut es Regierungen mit Milliardären meinen: Weltweit zahlen die zwischen null bis 0,5 Prozent auf ihr Vermögen.

Jedoch: Es gibt noch einen Grund, warum die politischen Eliten zu dem Thema schweigen. Bei Wahlen zeigt sich, niemand schätzt Parteien, die den Maßlos-Reichen an den Kragen wollen. Beispiel: Die Linkspartei stellte im November 2022 im Bundestag eine Vermögensabgabe für Vielfach-Millionäre zur Abstimmung, alle anderen Fraktionen lehnten ab; die AfD übrigens mit dem Argument, der Staat habe kein Problem mit Einnahmen, sondern mit seinen Ausgaben, FDP und Union könnten es nicht besser. Und was hat die Linkspartei davon, dass sie als einzige Partei zu allen Wahlen — wie zuletzt in Hessen — die Trommel für eine Reichen-Abgabe rührt — sie wird (auch deshalb?) kaum noch von jemandem gewählt.

Obwohl das alles so ist, raffen sich immer wieder demokratisch gesinnte Neider zusammen, um den wenigen Maßlos-Reichen lästig zu werden und ihnen etwas Geld abzuknöpfen — zugunsten der Vielen.

Die ‘Neiddebatte’ ist neu eröffnet. Machen Sie mit? Machen Sie mit. Es geht um eine EU-Steuer auf Extrem-Vermögen und eine wohlüberlegte Unterschrift:

https://www.tax-the-rich.eu/

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Wolfgang Storz
Dr. Wolfgang Storz (sto), (*1954), arbeitet als Publizist, Kommunikationsberater und Coach, zuvor tätig bei Badische Zeitung, IG Metall und Frankfurter Rundschau. Das Foto gibt eine jüngere Ausgabe der Person wieder.

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