#TOMORROWISTOOLATE: Endlich die erste große sozial-ökologische Allianz

Wird es eine Eintagsfliege bleiben oder Schule machen? Hand in Hand machen ver.di und Fridays for Future aus diesem 3. März 2023 ein brisanten Tag. In öffentlichen Aktionen verwirklichen Gewerkschaftsmitglieder und Umweltaktivist:innen, was in der wissenschaftlichen und politischen Kommunikation seit Jahrzehnten angemahnt und eingefordert wird: Dass nur sozial-ökologische Allianzen den großen Transformationsbedarf unserer Gesellschaft, wie er in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen beschrieben wird, auf einen erfolgversprechenden Weg bringen können. „Im Schulterschluss rufen wir von Verdi und Fridays for Future diesen Freitag gemeinsam dazu auf, auf die Straßen zu gehen. Beschäftigte aus dem Nahverkehr und Klimabewegte, alle zusammen, für eine klima- und sozial gerechte Mobilitätswende“ heißt es in einem „Gastbeitrag zum gemeinsamen Streikaufruf“ von Verdi-Chef Frank Werneke und Luisa Neubauer.
Ernährung, Wohnen, Verkehr, Gesundheit, Bildung – die sozialen und ökologischen Krisenszenarien haben dieselben Ankerpunkte, aber die alten sozialen und die neuen ökologischen Bewegungen der Zivilgesellschaft lassen sich immer wieder auseinander dividieren. Ihre Zerrissenheit trägt dazu bei, dass Armut und soziale Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung und Klimakrise unseren Planeten für Milliarden Menschen zu einem immer weniger bewohnbaren Ort machen. „Klimabewegung und Gewerkschaft lassen sich längst nicht mehr gegeneinander ausspielen. Wir verstehen, dass wir nur gemeinsam die Klimaziele von Paris einhalten und eine sozial und ökologisch gerechtere Gesellschaft schaffen können“, schreiben Werneke und Neubauer. Ob es ein PR-Text ist oder eine ernst zu nehmende politische Botschaft, wird sich erst erweisen müssen.

Deutschlands Arbeitgeber wittern bereits „eine gefährliche Grenzüberschreitung“. Große Unternehmen treffen tagtäglich wirtschaftliche Entscheidungen mit weitreichenden und tiefgreifenden gesellschaftspolitischen Auswirkungen. Aber ihr oberstes Verbandsfunktionär moniert, es würden „Arbeitskämpfe und allgemeinpolitische Ziele miteinander vermischt“, und prangert einen „politischen Streik“ an, wenn ver.di und Fridays for Future zusammen für eine klima- und sozial gerechte Mobilitätswende auf die Straße gehen. Was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall.

 

Hans-Jürgen Arlt
Hans-Jürgen Arlt (at) arbeitet in Berlin als freier Publizist und Sozialwissenschaftler zu den Themenschwerpunkten Kommunikation, Arbeit und Kommunikationsarbeit. Aktuelle Publikationen: „Mustererkennung in der Coronakrise“ sowie „Arbeit und Krise. Erzählungen und Realitäten der Moderne“.

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