Oppenheimer in der Unterhaltungsindustrie: Legenden übernommen und verstärkt

Screenshot: Oppenheimer | neuer Trailer Universal Pictures Germany auf youtube

Christopher Nolans „Oppenheimer“ hätte ein herausragender Film werden können. Seine Warnung vor den Gefahren eines Atomkriegs kam gerade zur rechten Zeit. Seine Erinnerung daran, dass der Vater der Atombombe nach getaner Arbeit gefeuert wurde, weil er nicht nachließ, vor der neuen Waffe zu warnen, hat vielen Menschen neue Einsichten beschert. Je länger das Kinoerlebnis allerdings zurückliegt, desto mehr fallen einige Ungereimtheiten der Erzählung ins Gewicht, schludriger Umgang mit Fakten und Personen, oberflächliche Interpretation wichtiger Ereignisse. Das Unbehagen darüber geht auf die Wirkungsmacht der modernen Unterhaltungsindustrie zurück. Sie setzt Legenden in die Welt und beruft sich dabei auf die künstlerische Freiheit. Wer mag da den Pedanten geben, der mit dem Zeigefinger auf dieses deutet – falsch! – und jenes bemängelt: dubios! Im Folgenden soll genau das geschehen.

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Blick in das zukunftsfähige Dorf Anpackhausen des Jahres 2035

Illustration: Grit Koalick

Drei Dörfer in Niedersachsen – Flegessen, Hasperde und Klein Süntel – arbeiten seit Jahren an einem gemeinsamen Zukunftsweg. Dafür wurden sie mehrfach ausgezeichnet und sie gründeten sogar eine eigene Akademie des Wandels, um ihre Erfahrungen in der bisherigen Dorfgestaltung mit anderen zu teilen. Dennoch hatten sie bei all dem den Eindruck: Angesichts der Krisen und Herausforderungen, vor denen wir stehen, zu denen wir alle auch beitragen und die sich durch unsere wachstumsgetriebenen Gesellschaften für alle weiter verschärfen, müssten wir uns und unsere Dörfer noch viel tiefgreifender verändern. Aber was genau wäre denn notwendig, um Dörfer jenseits immer weiteren Wirtschaftswachstums zukunftsfähig aufzustellen? Das herauszufinden, wurde Aufgabe des Projekts „Zukunftsfähiges Dorf 2035“.

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Nachrichten meiden: Viele Ursachen, vielfältige Auswirkungen

Bild: NoName_13 auf Pixabay

Die offensichtlich rückläufige Nutzung von Nachrichten und Informationen ist zu einem Thema der Medienbranche geworden («Jahr der Nachricht»; «UseTheNews»). Das ist gut. Die Problematik muss aber ebenso zu einem Thema der Medienpolitik werden, denn es geht um mehr als das wechselhafte, volatile Nutzungsverhalten von Bürgerinnen und Bürgern. „News Avoidance“ steht für einen Umbruch in der gesellschaftlichen Vermittlungsstruktur mit Folgen für Journalismus und Medien. Ausgang offen.

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Medienkompetenz versinkt in der Informationsflut

Bild: geralt auf Pixabay

 Das Schweizer Publikum versteht die Medien schlecht. Eine Befragung zeigt, was falsch läuft. Vor wenigen Wochen publizierte das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) eine Studie zur Medienkompetenz der Schweizer Bevölkerung. Die beiden Autoren Jan Fivaz und Daniel Schwarz wollten damit die Medienkompetenz der Schweizer Bürgerinnen und Bürger untersuchen.
Doch die Studie weist auch auf Probleme im Schweizer Medienangebot hin. Fivaz und Schwarz sind keine Medienwissenschaftler, sondern Politologen. Sie forschen an der Uni Bern und der Berner Fachhochschule über Auswirkungen der Digitalisierung auf Politik und Demokratie. «Zwei Resultate haben mich besonders überrascht», sagt Fivaz im Gespräch mit Infosperber. «Erstens: Die Medienkompetenz hierzulande ist eher schlechter als in Deutschland. Und zweitens: Dass über 70 Prozent der Befragten angeben, von der Informationsflut ganz oder teilweise überfordert zu sein.»

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Strategien des Spaltens

Coverbild: Andreas Galling-Stiehler

[…] rette mich vor den Lügnern! Viel zu lange wohne ich schon hier, umgeben von Leuten, die den Frieden hassen. Ich selbst bin zwar auf Frieden bedacht, aber sobald ich auch nur den Mund aufmache, fangen sie schon einen Streit an!1 

Die Begabung der Menschen, in Gemeinschaft ein friedliches Leben zu führen, wird bisweilen von ihrer Leidenschaft für Feindschaften torpediert. Für das professionelle Ausleben von Feindschaften gibt es Strategien. Die Wortzusammensetzung und Herkunft aus dem Griechischen von stratós (Heer) und ágein (Führung) verrät den militärischen Ursprung des Wortes und der damit verbundenen Ideen. Dazu kommt, dass ágein auch verwandt ist mit agṓn, also der Bezeichnung für (Wett-)Kampf.2

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Geschlecht und Sexualität: Zentrale Faktoren für rechtsextreme Wahlerfolge

“Ja, wir wollen Helden! Wann genau haben Männer eigentlich begonnen, Memmen zu werden?” – So kommentierte die erzkonservative Publizistin Birgit Kelle Anfang 2016 im Wochenmagazin Focus die gewalttätigen Übergriffe in der Kölner Silvesternacht. Angeblich verweichlichte weiße Männer hätten ihre Begleiterinnen nicht vor aufdringlichen Migranten geschützt, klagte Kelle, CDU-Mitglied und Autorin von antifeministischen Büchern wie Dann mach doch die Bluse zu und Gender-Gaga. Unterstützung erhielt sie von Björn Höcke: Seit Jahren diagnostiziert der AfD-Rechtsaußen den “identitätsgestörten Mann” und fordert eine neue “Wehrhaftigkeit”.

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Wenn eine für alle an alles denkt

Bild: Schwoaze auf Pixabay

Was wäre eigentlich passiert, wenn die heiligen 3 Könige heilige 3 Königinnen gewesen wären?

  • Sie hätten einfach nach dem Weg gefragt.
  • Sie wären rechtzeitig angekommen.
  • Sie hätten bei der Geburt geholfen.
  • Sie hätten den Stall sauber gemacht.
  • Sie hätten nützliche Geschenke gebracht
  • und auch was zu essen.
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Gewaltlos revolutionär, zivilgesellschaftlich ungehorsam, prophetisch unbequem – das wäre eine Weihnachtsbotschaft

Bild: stux auf Pixabay

Kirchen rangieren heute am unteren Ende der gesellschaftlichen Vertrauensskala. Das jüdische Flüchtlingskind in der Krippe und die damit verbundene Botschaft der Bibel lassen zwangsläufig daran denken, in welchem Gegensatz die feudal, hierarchisch und abgehoben verfassten und präsentierten Kirchen dazu stehen. Befreit könnten die Kirchen unbeschwert Mächtige in Politik und Wirtschaft kritisieren, gerechte Besteuerung verlangen, Reichen Hilfe abtrotzen und deren Unterstützung für die Armen fordern, Obdachlosen Wohnung geben, auch in kirchlichen Hütten und Palästen, Hungernde nähren, Durstende tränken.

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Der 7. Oktober und die iranische Politik

Graffiti an der Wand der ehemaligen US-Botschaft in Teheran
(Foto, 2015: Pawel Ryszawa auf wikimedia commons)

Es wundert mich schon, dass der Titel der Veranstaltung „Iran frohlockt“ auf einige offenbar provozierend gewirkt hati. Provokation oder Diskriminierung lagen nicht in meiner Absicht. Es versteht sich von selbst, dass mit „Iran“ nicht die teils unzufriedene, teils entmutigte, teils offen rebellierende Bevölkerung gemeint ist, sondern das Teheraner Regime: der Revolutionsführer Khamenei und seine klerikale Kaste, die Regierung Raïsi, das Scheinparlament Madschles, die Revolutionsgarden IRGC, der Wächter- und der Expertenrat, nicht zu vergessen die Atomenergiekommission. Kann man das missverstehen? Anscheinend ja – wenn man es missverstehen will.

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Weil diese Untaten menschlich sind. Über das Böse

Bild: Paulbr75auf Pixabay

Das Böse. Ein beunruhigendes Wort, das die meisten Akademiker:innen selten verwenden, es sei denn, sie studieren, wie andere Menschen es verwenden. Wir fürchten Nietzsches Abgrund: „Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, daß er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“ Es ist unbestritten, dass das Denken in Begriffen von Gut und Böse eine Voraussetzung, oft ein Vorspiel dafür ist, um böse zu werden. Doch gerade wegen dieses Teufelskreises und seiner schrecklichen Auswirkungen sollten wir lange und sorgfältig in den Abgrund blicken. Das Folgende ist mein hoffnungsvoller Versuch, dem Bösen ins Auge zu schauen und es zu verstehen, wobei ich mich auf das Massaker vom 7. Oktober und den darauffolgenden Krieg konzentriere.

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Andrea Tandler und die Witwe Cliquot: ein ziemlich schräges Märchen

Bild: Colling-architektur auf wikimedia commons

Der Triggersatz – jenseits der vielen geradezu tragisch komischen Einlassungen der Angeklagten Andrea Tandler vor Gericht – fiel vor Monaten in einem Statement der Anwältin vor den Kameras des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Deren Mandantin habe sich, so sagte die Frau, eine Existenz aufbauen wollen. Ansonsten würden alle Anschuldigungen zurückgewiesen. Die Geschichte der Maskenbetrügerin Andrea Tandler eignete sich für eine filmische Miniserie genauso wie als Erzählung über das Versprechen eines für alle möglichen Reichtums.

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„Scharfrichter walten Sie ihres Amtes!”

Stolperstein für Elfriede Maria Scholz in Dresden
(Foto, 2013: Paulae auf wikimedia commons)

Erich Maria Remarque wurde mit „Im Westen nichts Neues“ berühmt. Weniger bekannt ist seine Schwester Elfriede Scholz, die wegen »Wehrkraftzersetzung« vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und vor 80 Jahren, am 16. Dezember 1943, hingerichtet wurde. Eine Erinnerung.

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Matrix der Arbeit – ein Opus Magnum voller frommer Wünsche

„Matrix der Arbeit“ nennen sich die sieben Bände der umfassenden „Materialien zur Geschichte und Zukunft der Arbeit“, die das gleichnamige Institut, finanziert und geleitet von Horst Neumann, im September 2023 herausgebracht hat. Der Name „Geschichte und Zukunft der Arbeit“ geht zurück auf eine Konferenz des Jahres1999 und einen Sammelband mit diesem Titel, den Jürgen Kocka und Claus Offe mit den Referaten dieser Tagung publizierten. Jürgen Kocka ist auch ein entscheidender Ideengeber für das Projekt „Matrix der Arbeit“.
Das Werk hat eine zentrale Botschaft: Die fortwährende Produktivitätsexplosion in der Geschichte der Arbeit mündet in ein Ende der Knappheit an Gütern und Dienstleistungen und eröffnet die Chance „auf das Ende von Kriegen, Patriarchat, Armut und für ein lokales und globales Miteinander“ (Bd. 1, S. 12).

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Das Bundesverfassungsgericht verlangt mehr Klimaschutz, nicht weniger

Beim Klimaschutz noch weiter zu entschleunigen, kann nicht die Konsequenz des aktuellen Urteils des Bundesverfassungsgerichts sein. Die Entschleierung der versuchten Täuschung bei den öffentlichen Finanzen könnte aus der Sicht ökologischer Ehrlichkeit auch etwas Heilsames haben. Nach der Karlsruher Entscheidung vom 15. November 2023 zur fehlenden Verfassungskonformität der Umwidmung von Corona-Sondermitteln in Klimaschutz- und Transformationsmittel herrscht im bundesdeutschen Politikbetrieb Ratlosigkeit. Mit der Zurückweisung der – im Übrigen miserabel begründeten – „Mittelumbuchung“ des Bundesfinanzministeriums von „Corona“ auf „Klima und Transformation“ hat das Bundesverfassungsgericht in keiner Weise die klimapolitischen Handlungsnotwendigkeiten infrage gestellt. Karlsruhe verlangt mehr Klimaschutz, nicht weniger.

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