Fröhliche Weihnachten

Fotos: Olaf Kosinsky / wikimedia commons

„Man kann doch wohl Mitte November schon sagen, dass Weihnachten in den Familien stattfinden kann“, sagte Friedrich Merz dem Tagesspiegel. „Es geht den Staat auch nichts an, wie ich mit meiner Familie Weihnachten feiere.“

“Es geht den Staat schlichtweg nichts an, wer in seinen privaten Wohnräumen wann wen trifft, und mit wem und in welchem Rahmen jemand Weihnachten mit der Familie, Angehörigen oder engen Freunden feiert. Das ist ungehörig und das ist übergriffig”, sagte Alice Weidel im Deutschen Bundestag.

Zum Nachhören:
Wird Merz CDU-Vorsitzender, Kanzler oder bald vergessen sein?

Das deutsche Recht auf Spargel und die Papa-Phantasien des kleinen Markus

Tagebucheintrag 13./14. Juni 2020: „Was ich Corona nicht unterstelle, sich aber einreiht in all die kleinen und großen Absonderlichkeiten dieser ganz und gar absonderlichen Zeit: Mein Weihnachtskaktus blüht. Schlumbergera ist aus der Zeit gefallen. Ist das nicht ein schöner Name? Klingt wie eine Frau, die jeden Tag einen neuen Plan fürs Leben hat, und in deren Wohnung liebenswertes Chaos herrscht.“ (Foto: Joksel Zok auf Unsplash)

Das Empfohlene ist viel besser als die Empfehlung. Statt weiter zu lesen, sollten Sie diesen Link anklicken, dann werden Sie ganz von selbst den zweiten, den dritten und vierten öffnen; neue Teile sollen noch geschrieben werden. Kathrin Gerlof und Sigrun Matthiesen haben im März dieses – mit zwei zusammengebastelten 20ern bezeichneten und auch sonst von Zahlen in Endlosschleife erschöpften – Jahres begonnen, Tagebuch zu schreiben: Edelmetall im Kommunikationsgerümpel, das sich über der Corona-Krise auftürmt und um sie herum ablagert.

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Herrschaftsfragen im Homeoffice oder Eine Kontroverse Heil: Heilmann

Foto: Standsome Worklifestyle auf Unsplash

Eines hat Hubertus Heil mit seinem »24 Tage pro Jahr Recht auf mobiles Arbeiten«-Gesetzentwurf in jedem Fall erreicht: Die CDU hat klargestellt, wer Herr im Haus und damit auch im Homeoffice ist. »Sozialismus und der Staat haben in den Betrieben nichts zu suchen«, empörte sich beispielsweise Thomas Heilmann, seit 2017 CDU-Direktkandidat des Bezirks Steglitz-Zehlendorf im Bundestag, und bewies, wie auch ein sehr sozialdemokratisch-vorsichtiger Gesetzesvorschlag große Fragen aufwerfen kann.

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(KW47) Politischer Islam und Integration – ein Gegensatz?

Foto: Kitty Kleist-Heinrich | Intromusik von terrasound.de

Zwischen Parallelgesellschaft und Integration: Was darf die Gesellschaft von den Muslimen erwarten, was muss sie selbst einbringen?
Horand Knaup und Wolfgang Storz im Gespräch mit der Journalistin Andrea Dernbach.

Corona-Bekämpfung durch allgemeine Depression?

Gesundheit durch Depression? Foto: Kilian Seiler auf Unsplash

Mein Thema ist das psychologische Muster der Coronapolitik. Zwar gibt es seit kurzem wohl die  Positiv-Perspektive eines Impfstoffs. Aber kaum gibt es den Hoffnungsstrahl, wird gleich darauf hingewiesen, dass mindestens noch ein Jahr bis zur Normalisierung des Lebens gewartet werden müsse. Also noch einmal die gleiche Dauer Ausnahmezustand, vielleicht sogar mehr, bis zur Rückkehr zu einem normalen Leben – wenn überhaupt, wie manche anfügen (z.B. Markus Lanz). Mein Eindruck: Die Regierung setzt auf eine allgemeine Depressions-Strategie. Nur durch Angst, Rückzug und Verlust an Lebenslust sei eine Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern. Das ist gefährlich und keineswegs alternativlos.

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Trump geht, Corona und medialer Populismus bleiben

Donald Trump, Garant für Aufregung, Spannung und mediale Aufmerksamkeit: Bis zum Schluss weiß man nicht, wie es weitergeht. (Foto: Markus Spiske auf Unsplash)

«Covid, Covid, Covid“ klagte Donald Trump in den letzten Wochen vor dem Wahltag, so berichtete Zeit-online. Die Corona-Pandemie sei viel zu stark in den Medien vertreten, in der Absicht, ihm zu schaden – niemand werde nach der Wahl noch über das Virus reden, sagte der US-Präsident voraus. Absehbar ist leider das Gegenteil: Covid19 und wohl auch der Trumpismus als besonders skurrile Variante von Populismus werden noch lange unser Leben beeinflussen. Die Präsidentschaft Trump wird dagegen in unserer auf die Jetzt-Zeit bezogenen Medienwelt wohl bald der Vergessenheit anheimfallen.

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Nicht wahr haben wollen – ein mächtiges Verhaltensmuster

Foto: Clay Banks auf Unsplash

“Die Vereinigten Staaten von Amerika sind eine zerrissene Nation, als Abraham Lincoln 1846 ins US-Repräsentantenhaus in Washington gewählt wird. Im Süden der USA will man sich das Recht auf Sklavenhaltung nicht nehmen lassen. Denn die Besitzer der Tabak-, Zuckerrohr- und Baumwollplantagen wollen ihren luxuriösen Lebensstil nicht aufgeben, der auf der Ausbeutung der Sklaven als billige Arbeitskräfte basiert. […] Als Lincoln im November 1860 zum 16. Präsidenten der USA gewählt wird, verlässt der Bundesstaat South Carolina im Dezember die Union, andere Südstaaten folgen. Im April 1861, einen Monat nach Lincolns Vereidigung, attackieren Truppen der Südstaaten Garnisonen des Nordens. Es kommt zum Bürgerkrieg. (WDR)

Vor kurzem wurde mit aller wissenschaftlichen Sorgfalt nachgewiesen, was man schon lange wissen konnte, aber nicht wahrhaben wollte: Schweizer Banken sowie die Zürcher und St. Galler Textilwirtschaft waren vom 17. bis ins 19. Jahrhundert sehr eng in den internationalen Handel mit Sklaven und mit Produkten aus Sklavenarbeit verstrickt. Politisches Nicht-wahr-haben-wollen liegt nicht immer so klar und offen zutage wie in diesen Tagen bei Donald Trump. Dass ich mich dafür interessiere, wie sehr es auch die Geschichtswissenschaft pflegt, daran ist meine Sozialisation während des Kalten Krieges schuld.

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Feuer unterm Dach der Grünen: „Zu visionslos, zu träge und vielleicht auch zu resigniert“

Kein Grad weiter: Klimademo von Fridays For Future, Berlin, 25. Septembert 2020
(Foto: Stefan Müller/ wikimedia commons

Deutschlands einziger grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann macht sich ernsthaft Sorgen. Der Vorgang sei „eine ernste Angelegenheit“, er könne durchaus „gravierende Folgen haben“. Der Grüne Frontmann mit dem halb Schrat-, halb Kult-Status weiß, wovon er spricht: Aus dem grünen Urstamm erwächst ein Ableger, der sich  anschickt, der Mutterpartei ernsthaft Konkurrenz zu machen.

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(KW46) Die Klimaliste – ein Sprengsatz für die Grünen?

Foto: Klimaliste Baden-Württemberg | Intromusik von terrasound.de

Fridays for Future drängt in die Parlamente – eine Protagonistin erklärt die Motive
Horand Knaup und Wolfgang Storz im Gespräch mit der Klimaaktivistin Jessica Stolzenberger.

Vermessen – vom unheilbaren Glauben, alles sei berechenbar

“Die Zeit entführt die Schönheit”. Marmorplastik im Dresdener Großer Garten.
Foto: Jörg Blobelt / wikimedia commons, CC BY-SA 4.0

Wer in der Apple Watch (oder einem vergleichbaren Produkt) nicht nur ein Statussymbol, sondern eine nützliche Technik sieht, kann sich lückenlos überwachen lassen. Jeden Schritt und Pulsschlag zählen, jede gegessene Kalorie, Blutdruck messen — pah, das ist von vorgestern.
Heute geht viel mehr: bei Stürzen Alarm schlagen, den Schlafrhythmus umstellen, den Grad an Muskelentspannung messen, den Sauerstoffgehalt im Blut bestimmen, frühzeitig vor Stress und Panikattacken warnen, EKG erstellen — Achtung: Herz stolpert bereits zum zweiten Mal aus dem Sinus Rhythmus —, in ein PDF umwandeln und ab zum Arzt. Den Diagnosen folgen die Empfehlungen: Mein lieber Apple Watch-Nutzer, Du solltest heute noch 1000 Schritte tun, Dein vorgesehener Kalorienverbrauch war leider schon um 14.28 Uhr erreicht, vor dem Schlafengehen empfehlen wir Dir … . Es kann wie ein Befehl klingen: Lebe gesund! Sonst … . Zählen, messen und sich ständig mit anderen vergleichen gehört für viele zum Alltag; dank der Technik so nebenher. So schafft sich jeder und jede messbare Wahrheiten über die eigene Gesundheit. Aus Qualitäten Quantitäten, sie erst berechenbar, dann käuflich zu machen, die Zeit in Uhren zu verwandeln, an Werte Preisschilder zu kleben, darin ist der Kapitalismus Profi.

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Terror: Kein Gewitter ohne aufgeladene Wetterlage


Gedenken an die Toten des Anschlags auf “Charlie Hebdo” im Januar 2015 in Paris
Foto: Guerric Poncet / wikimedia commons CC BY-SA 2.0

Die gewohnten  Instant-Durchsagen und ad hoc–Ankündigungen nach Terror-Anschlägen verraten nur eines: Ohnmacht und Hilflosigkeit gegenüber der komplexen Konstellation von Anlässen, Motiven, Ursachen und Kontexten solcher Verbrechen. Als Ausweg aus dieser wohl nicht restlos entwirrbaren Komplexität empfiehlt sich, einzelne Aspekte aus der unübersichtlichen Gemengelage etwas genauer zu erörtern. Ein Versuch am  Beispiel der jüngsten Terrorakte in Fankreich.

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“Woher nehmt ihr Europäer eigentlich eure Arroganz, wenn es um die US-Politik geht?”

Ferdinand Leeke | wikimedia commons

Eine Frage, mit der mich eine amerikanische Bekannte dieser Tage in Verlegenheit brachte. Tun wir mal kurz so als ob und stellen uns einen Moment lang vor, Europäerinnen und Europäer haben am 3. November 2020 ihren EU-Präsidenten gewählt, ausgestattet mit den Machtbefugnissen einer US-Präsidentschaft. Den vorgelagerten Wahlkampf zwischen der demokratischen Ursula von der Leyen und dem republikanischen Silvio Berlusconi lassen wir mal weg. Auch soll unerwähnt bleiben, dass sich Boris Johnson von seiner Insel aus noch eingemischt hat…

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(KW45) Die Mittelschicht in der Schweigespirale – Lernen aus den US-Wahlen

Intromusik von terrasound.de

Die amerikanische Sehnsucht nach dem starken Mann – ist sie übertragbar auf Deutschland?
Horand Knaup und Wolfgang Storz im Gespräch

Die zweite Welle

Von Stephan Russ-Mohl herausgegeben, erscheint im November der Band „Streitlust und Streitkunst. Diskurs als Essenz der Demokratie“. Passagen des vorliegenden Textes sowie weitere Argumente zur Diskussion um die Corona-Berichterstattung finden sich in der Einleitung zu diesem Buch. (Foto: Pixabay)

Wir werden in Europa gerade von der zweiten Covid19-Welle erfasst, und es war wohl eher Zufall, dass mein gleichlautender Gastkommentar zum «Herdentrieb» im Journalismus (SZ-Printausgabe vom 17.10.20) und zum «Corona-Panikorchester» der Medien  fast zeitgleich zu dieser Welle und zur Berichterstattung über den bevorstehenden zweiten Lockdown erschienen ist. Das hat ihm zu ungewöhnlich breiter Resonanz verholfen.

Der Kommentar hat auch den Journalistik-Professor Lorenz Lorenz-Meyer veranlasst, für  Bruchstücke in die Tasten zu greifen – doch zunächst etwas Kontext. Denn der geschätzte Kollege hat sich nicht nur an einem Zitat abgearbeitet, ohne es einzuordnen, er unterstellt mir auch Dinge, die ich nachprüfbar nirgendwo geschrieben habe.

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bruchstücke