Russland hat eine Welt zu gewinnen, wenn es sich von Putin befreit  

Bild: MabelAmber auf Pixabay

„Wir sind allein, um unser Land zu verteidigen. Wer wird jetzt mit uns kämpfen? Um ehrlich zu sein, sehe ich niemanden“. So brachte Präsident Wolodymyr Selenskyi die verzweifelte Lage seines Landes am zweiten Tag des Krieges in einer Videobotschaft an seine Landesleute auf den Punkt. Ukrainer und Ukrainerinnen kämpfen mit dem Mut der Verzweiflung gegen die russische Aggression. Die Ukraine braucht internationale Solidarität und Hilfe. Dabei ist jede Rechthaberei nutzlos, ob nun „Putin-Versteher“ oder „Nato-Expansionisten“ die Verantwortung dafür haben, dass Putin das tut, was er jetzt tut.

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Die kleine Schweiz, das große Geld und der russische Krieg

Intromusik: terrasound.de

„Die Schweiz ist für wohlhabende Russen seit Jahren weltweit mit Abstand die wichtigste Destination für die Verwaltung ihrer Vermögen“, berichtete die Schweizer Botschaft in Moskau 2021. Die neutralen Eidgenossen ergreifen entschlossen Partei, sobald es um Geld geht. Deshalb ist ihnen auch das Bankgeheimnis wichtiger als die Pressefreiheit.

Geschrieben und gesprochen von Joe Kerr

Weitere Folgen von ‚Auch das noch!‚ zum Hören gibt es hier, wer nachlesen möchte, findet hier einen monatlichen Rückblick.

Atomkraft in der Schusslinie

Kopatschi – wegen der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 verlassenes Dorf innerhalb der „Verbotenen Zone“ um das ehemalige Kernkraftwerk. Kopatschi hatte ca. 1100 Einwohner und lag etwa7 km von Tschernobyl entfernt – heute ist davon nur noch der Kindergarten übrig. (Foto: Sven Teschke auf wikimedia commons) 

Der nachfolgende Artikel wurde vor dem russischen Angriff auf die Ukraine geschrieben. Von der Sache her ist er leider sehr aktuell. Die Wiener Atombehörde hat bereits eine deutliche Warnung ausgesprochen. Über Nacht sind die 15 ukrainischen Reaktoren (in fünf Atomkraftwerken) zu den gefährdetsten und damit gefährlichsten Nuklearanlagen der Welt geworden. Tschernobyl haben die russischen Truppen bereits eingenommen.
Aktualisierung (04.03.2022): „Bei Kämpfen nahe Europas größtem Atomkraftwerk unweit der südukrainischen Großstadt Saporischschja ist nach Angaben der örtlichen Verwaltung ein Feuer ausgebrochen. Das Feuer sei am Freitagmorgen um 06.20 Uhr Ortszeit (05.20 Uhr MEZ) vollständig gelöscht worden, erklärte die ukrainische Katastrophenschutzbehörde auf Facebook. Bei dem Brand sei niemand verletzt worden.“ (Spiegel Online)

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„Heim ins russische Reich“

Bild: Dim Grits auf wikimedia commons

Es ist selten, dass gewaltbereite Machthaber ihre wirklichen Ziele so deutlich offenlegen, wie es Russlands Präsident Putin am 21. Februar getan hat, als er die von ostukrainischen Abtrünnigen ausgerufenen «Volksrepubliken» anerkannte. Dank dem Berliner «Tagesspiegel» liegt die Rede auch auf Deutsch vor. Putin richtet sich «natürlich auch an unsere Landsleute in der Ukraine» und macht sogleich klar, dass er damit die ganze Bevölkerung meint: die Ukraine sei «ein integraler Bestandteil unserer eigenen Geschichte, Kultur und unseres spirituellen Raums».

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Die große Gier in zwei großen Herzen  

Es sind zwei gute, nein: sehr gute Menschen, die von 55131 Mainz, An d. Goldgrube 12, aus zum Wohle der Menschheit mit ihren Corona-Impfstoffen werkeln. Sogar die höchste moralische Instanz dieser Republik, der neue und alte Bundespräsident, hat sie mit solchen und ähnlichen Worten plus Orden schon ausgezeichnet. Diese guten Menschen scheinen jedoch mit einer Gier, mindestens so groß wie das Herz, keinen Tatort auszulassen, um auch auf Kosten Dritter noch mehr Geld zu scheffeln: ob im hessischen Marburg oder in Südafrika.

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Thema Zwangsheirat — lieber doch verdrängen?  

Darf an deutschen Schulen nur dann über sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen geredet werden, wenn sie in der katholischen Kirche geschieht? Aber auf gar keinen Fall, wenn es sich um Zwangsverheiratung unter Migranten handelt? Verstörende Fragen des Kulturrelativismus, die wieder einmal ein Fall an einem Siegburger Gymnasium aufwirft.

Screenshot: Polis aktuell Nr. 1-2016, Wien; https://www.politik-lernen.at/dl/usuoJMJKomLnLJqx4KJK/pa_2016_1_zwangsheirat_web.pdf
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Friedliche Sabotage? Fragwürdig und kontraproduktiv

Bewegungsforscher Dieter Rucht besteht auf dem Unterschied zwischen zivilem Ungehorsam und friedlicher Sabotage: „Der Hauptunterschied ist die Anonymität der Saboteure im Gegensatz zum offenen Visier der Akteure zivilen Ungehorsams. Zudem: Ziviler Ungehorsam ist angelegt auf Deeskalation, was in der Regel ein entsprechendes Training voraussetzt. Sabotage ist eine Art von verdeckter Kriegserklärung mit dem Ziel der Schadensmaximierung. Das Adjektiv ‚friedlich‘ ist in diesem Zusammenhang beschönigend und soll für Akzeptanz sorgen.“ Im Interview mit Wolfgang Storz geht es um grüne Regierungspolitik und ökologische Proteststrategie.

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„Baby don‘t hurt me, don‘t hurt me no more“: Die olympischen Spiele als organisierte Körperverletzung

Intromusik: terrasound.de

Was ist aus dem Sport geworden, der ein so attraktives, wunderbares Spiel sein kann? Die Athletinnen und Athleten sind die Knetmasse im großen Getriebe. Verheizt nach dem Motto, der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann kaum noch gehen. Gegängelt von Funktionären, die für jede Perversion eine Rechtfertigung finden, auch für den chinesischen Staatszirkus. Es lebe der Sport.

Geschrieben und gesprochen von Joe Kerr

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Bürgerbeteiligung: Riesenerfolg bar aller praktischen Konsequenzen?  

Die Landesrundfunkanstalten der ARD

Während in Großbritannien eine tragende Säule der Demokratie, die BBC, geschleift werden soll, stellt die Medienpolitik in Deutschland mit dem Entwurf eines neuen Medienstaatsvertrags – Mitte März soll ihn die Ministerpräsidentenkonferenz beschließen – die Weichen für Jahrzehnte: Aller Beteiligungsprosa zum Trotz fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dabei hat die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen eine breitere Debatte nötig – und einen Reformprozess, der seinen Namen verdient. Weil Medien in der Demokratie eben nicht nur Privatsache sind.

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Der „fog of war“ hängt tief über der Medienlandschaft  

Foto: Präsidiales Exekutivbüro Russlands, 15. Februar 2022, wikimedia commons

Der Enthusiasmus der Rufe nach Sanktionen im Ukraine-Konflikt, obwohl sie sich gegen die Interessen der heimischen Wirtschaft richten, ist bemerkenswert. Bestand doch bis dato das Hauptgeschäftsmodell der deutschen Industrie darin, Maschinen und Autos in Wachstumsmärkten wie China abzusetzen und die Produktionskosten mit billigem russischen Gas niedrig zu halten. Es gibt durchaus Ökonomen, die dieses Exportmodell zurecht seit Jahren angreifen. Aber die breite Mehrheit in Presse und Wirtschaft hat es immer mit allen Kräften befürwortet. Über die kolonialen Vorläufer »wertegeleiteter« Außenpolitik, den fatalen Willen zu selbstzerstörerischen Sanktionen und die Hoffnungen auf Diplomatie.

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Neues Potential von Macht und Kontrolle

Photo by Kai Pilger on Unsplash

Die EU-Kommission geht davon aus, dass in der EU zurzeit 28 Millionen Menschen im Bereich der Plattformarbeit tätig sind. Für 2025 wird schon mit 43 Millionen Beschäftigten gerechnet, an die über digitale Plattformen Arbeit vermittelt oder direkt vergeben wird. Es geht um ortsgebundene Arbeit, wie Essenslieferungen, Fahrdienste oder Dienstleistungen im Haushalt, um ortsungebundene Arbeit im digitalen Raum, die von Designaufträgen und kreativer Projektarbeit bis hin zu so genannten Microtasks reicht, die im Internet einer „Crowd“ angeboten werden. Die Kommission hat Ende 2021 Vorschläge zur Regulierung der Plattformarbeit vorgelegt.

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Die Dummheit auf Schmetterlingsjagd

Intromusik: terrasound.de

Wenn Zweifel die Delikatesse des Denkens sind, dann ist Zweifelsfreiheit die Droge der Dummheit. Ein aktuelles Beispiel dafür, „dass „die Dummheit aufgehört hat, sich zu schämen“ (Adelheid Kastner), ereignet sich gerade in Texas: Dort, wo Trump am Rio Grande seine Mauer bauen will, muss das  National Butterfly Center aus Sicherheitsgründen bis auf weiteres schließen.

Geschrieben und gesprochen von Joe Kerr

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Das Finanzsystem, eine Schicksalsmacht  

Um eine fremde Sprache zu lernen, soll pornografische Literatur gut geeignet sein, um die internationalen Finanzmärkte zu verstehen, ist das Argot ökonomischer Literatur von Nutzen. Repos, Haircut, Übernachtkredit, Schattenbanken, Lender of the Last Resort – mit diesen Signalwörtern erschließt sich die Welt der Finanzmärkte. Warum soll man diese Welt studieren, wenn man kein berufliches Interesse an ihr nimmt? Weil diese Märkte Schicksal spielen. Sie greifen in das Leben des einzelnen und seiner Gesellschaft mächtig ein. Mit Repos, mit Rückkaufvereinbarungen, hält die Europäische Zentralbank die Ökonomien des Euro-Raums gegenwärtig über Wasser. Nicht auszudenken, ginge sie diese Vereinbarungen nicht ein. Die europäischen Völker, die den Volkswirtschaften den Namen geben, kämen in größte Not.

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Die Demokratie verkümmert in den Schluchten zwischen Anspruch und Alltag  

Jürgen Habermas spricht zur Krise der Europäischen Union am 16. Juni 2011 in der Berliner Humboldt-Universität (Foto Nikolas Becker, wikimedia commons)

Ob in einer Zweierbeziehung, in einer Organisation oder in der Gesellschaft: Die Qualität der Öffentlichkeit – was bekannt wird und wie darüber diskutiert wird, wer mitreden kann und wer nicht, was verschwiegen und versteckt, worüber getäuscht und gelogen wird – bleibt im Guten wie im Schlechten nicht ohne Folgen für das Zusammenleben und -arbeiten. Deshalb drängt die aktuelle Frage, deshalb herrscht eine große Beunruhigung, wie es mit der modernen Öffentlichkeit und ihren digitalisierten Verbreitungsmedien weitergehen wird. Jürgen Habermas hat 1962 mit seiner berühmten politikwissenschaftlichen Habilitationsschrift „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ die Stichworte geliefert und sich jetzt, im Alter von 92 Jahren, in einem grundlegenden Aufsatz „Überlegungen und Hypothesen zu einem erneuten Strukturwandel der politischen Öffentlichkeit“ den Digitalisierungsprozessen zugewandt. Dabei diskutiert er auch „die politische Regression, in deren Sog seit dem Ende des vergangenen Jahrhunderts fast alle Demokratien des Westens geraten sind.“

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