
In seiner „Liebeserklärung an die vernetzte Generation“ schreibt der französische Philosoph Michel Serres (1930-2019):
„Ohne dass wir dessen gewahr wurden, ist in einer kurzen Zeitspanne, in jener, die uns von den siebziger Jahren [des 20. Jahrhunderts] trennt, ein neuer Mensch geboren worden. Er oder sie hat nicht mehr den gleichen Körper und nicht mehr dieselbe Lebenserwartung, kommuniziert nicht mehr auf die gleiche Weise, nimmt nicht mehr dieselbe Welt wahr, lebt nicht mehr in derselben Natur, nicht mehr im selben Raum. […] Mit einem anderen Kopf ausgestattet, erkennen sie anders, als ihre Eltern es noch taten. Sie schreiben anders. Nachdem ich voller Bewunderung gesehen habe, wie sie, schneller als ich mit meinen steifen Fingern es je vermöchte, mit ihren beiden Daumen SMS verschicken, habe ich sie mit der größten Zuneigung, die ein Großvater zum Ausdruck bringen kann, auf die Namen Däumelinchen und Kleiner Däumling getauft.“
M. Serres, Erfindet euch neu! Eine Liebeserklärung an die vernetzte Generation, Suhrkamp 2013, S. 15
Zunächst an den Beispielen des Schachcomputers, der Übersetzungsmaschine und der Bibliothek – weitere werden folgen – frage ich in einer Serie von Beiträgen: Wie fordern Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) unsere personale Autonomie und unsere Lebenswelt heraus? Eine bruchstücke-Serie mit „Nachrichten aus dem artifiziellen Leben“.
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