Ein Bauer im Senegal

Ein junger Bauer aus dem Senegal sah sich gezwungen, nach Europa zu gehen, um Geld zu verdienen. Dieses Land ist für Naturgefahren wie Küstenerosion, Dürren, Überschwemmungen und Heuschreckeninvasionen besonders anfällig. Der Klimawandel verschärft diese Risiken insbesondere für Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen (KKMU). Ihre Anpassungsfähigkeit an die Risiken des Klimawandels scheint jedoch gering. Mehrere Ministerien und Behörden des Senegals unterstützten zwar ihre Entwicklung, aber es fehlt immer noch ein klarer Business Case, um die Maßnahmen zu beschleunigen.2

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Die Agenda 2030 braucht radikale Politik und echte Kompromisse für Übergänge  

Anthropozän Collage (Treisijs auf wikimedia commons)

In einer globalen moralischen, wissenschaftlichen und ökologischen Umbruchsituation wie der gegenwärtigen kann es keinen Plan oder kein Handeln geben, auf deren Boden eine relativ übersichtliche „Landkarte“ von klugen Strategien und Handlungsoptionen entfaltet werden könnte. Ambitionierte Ratschläge für das Gelingen eines Gesamtentwicklungsvollzugs sind daher abzuschwächen. Angezeigt erscheinen stattdessen Ratschläge für die Möglichkeit des Gelingens einer Politik, welche uns in der dynamisierten Situation des Unterwegseins auf der vom Menschen überformten Erde ein Weiterkommen ermöglicht.

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Lebensunterhalt und Unterhaltung

Videogames 2006 (Foto: Videogameretaildisplay auf wikimedia commons)

„Unwirtschaftlich“ gilt als alarmierender Befund, fast schlimmer als unmoralisch, ungebildet oder ungesund. Die Wirtschaft stellt an den Rest der Welt zwei Fragen: Was kostet es? Was bringt es? Es kommt ihr auf das Verhältnis der beiden Antworten an. Ökonomisches Denken setzt Aufwand und Ertrag in Beziehung zueinander. Das klingt nicht nur vernünftig, das ist es auch, denn es ist der Weg vom Notstand zum Wohlstand. Ende der Durchsage? Weshalb ist Ökonomisierung zu einem kritischen Begriff geworden, warum kann man zum Beispiel die Ökonomisierung des Spiels aus guten Gründen nicht wollen?

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Das Spiel, nur noch ein business case  

Intromusik: terrasound.de

Am heutigen Sonntag geht in Köln die Gamescom zu Ende, „Europas führende Business-Plattform für die Games-Branche“. 34 Millionen Menschen, sagt die Statistik, spielen alleine in Deutschland gelegentlich bis regelmäßig Computerspiele. Einfach nur spielen, das ist fast unmöglich geworden. Kaum noch ein Spielzug, der nicht unter das Kalkül von Umsatz und Gewinn gerät. Als „heißeste neue Strategie in der Wirtschaft“ gilt Gamification: Leistungen der Mitarbeiter:innen sollen „von der inneren Muss-ich-machen-Liste auf die innere Will-ich-machen-Liste“ gehievt werden.

Geschrieben und gesprochen von Joe Kerr

Weitere Folgen von ‚Auch das noch!‚ zum Hören gibt es hier, wer nachlesen möchte, findet hier einen monatlichen Rückblick.

Die ludische Gala des Computers

Screenshot Gamescom Award

In Köln am Rinnsal des Rheins flutet das Geschäft mit dem Spiel die Messehallen. „Vom 23. – 28. August könnt ihr das weltweit größte Event rund um Computer- und Videospiele und Europas führende Business-Plattform für die Games-Branche endlich wieder live und sorgenfrei erleben“, jubeln die Veranstalter der Gamescom. Der Computer hat eine Hochkonjunktur des Spiels ausgelöst, die ludische Gala ist in vollem Gang. In familiären und freundschaftlichen Alltagsgesprächen, in den Massenmedien, an Universitäten („game studies“) und nicht zuletzt von der Wirtschaft wird das Thema Spiel gehyped. Was macht der homo sapiens, wenn er nicht als homo faber oder als homo oeconomicus aktiv ist, sondern als homo ludens? Die Attraktivität des Spiels beruht, so die These vorab, auf erwünschten Erlebnissen, die den Umgang mit Unerwartetem und das Hoffen auf Gelingen miteinander verbinden.

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Nukleare Abschreckung, instabil und paradox

Bild: geralt auf Pixabay

Eigenartigerweise spielt in den deutschen Medien bislang nur ein geringe, auf jeden Fall nur eine untergeordnete Rolle, was der Politikwissenschaftler Peter Rudolf im Untertitel seines Buches „Welt im Alarmzustand“ ankündigt: „Die Wiederkehr nuklearer Abschreckung“. In den deutschen Medien dominiert nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs – nach einer eher kurzatmigen Debatte über den Sinn und die Gefahren einer Flugverbotszone über der Ukraine – das Thema der Lieferung schwerer Waffen, so als ob nicht die drohende Konfrontation zweier Atommächte und damit die nukleare Abschreckung mit auf der Tagesordnung stünden und nicht nur die Unterstützungsbedürftigkeit des attackierten Landes mit modernen Waffen.

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Friedenslogik? Kriegsmetaphysik? Es geht um Staatsinteressen, merken Sie sich das  

Alice Lex-Nerlinger (1893-1975) „Das Verborgene Museum“
Neue Nationalgalerie Berlin (Foto: Fabian Arlt)

„Wie auch immer dieser Krieg ausgehen mag, so steht doch eines fest: Russland bleibt der große, indirekte Nachbar Deutschlands auf dem europäischen Kontinent. Wir stehen vor der Alternative: Entweder ein neuer Kalter Krieg mit Waffengeklirr, Aufrüstung, Feindbildern, dem Kappen aller Beziehungen, die seit dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere seit der Entspannungspolitik der 1970er-Jahre mühevoll geknüpft worden sind, ständige Kriegsgefahr. Oder die Suche nach einer neuen Koexistenz bei Anerkennung der Unterschiede; mit der Vision einer Wiederanknüpfung an die Idee vom ‚Gemeinsamen Haus Europa‘.“

Auf Einladung des Emmendinger Kreisverbandes von Bündnis 90/Die Grünen sprach der Militärhistoriker und Friedensforscher Wolfram Wette am 20. Juni 2022 in Denzlingen zum Krieg in der Ukraine. Die seemoz veröffentlichte den Vortrag ungekürzt in 2 Teilen. Wir haben daraus 1 Bruchstück gemacht, publizieren es sechs Monate nach Kriegsbeginn und danken Wolfram Wette und der seemoz-Redaktion für die Freigabe.

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Butter by Lindner (zwei)  

FDP 2012, Guido Westerwelle, Christian Lindner, Daniel Bahr (Foto: Raimond Spekking auf wikimedia commons)

»If you are in a deep hole, stop diggingHör auf zu graben, wenn du in einem tiefen Loch bist. (unbekannt)
Nicht nur die FDP im Besonderen, Zivilisationen neigen allgemein dazu, auf große Krisen mit der Verstärkung jener Strategien und Praktiken zu reagieren, die Teil des Problems sind und im schlimmsten Fall die Krisen erst hervorgerufen haben. Zwar hat uns Friedrich Hölderlin ins Buch geschrieben, wo Gefahr sei, wachse das Rettende auch, aber es bedarf einer großen Kraftanstrengung, dies in der Gegenwart für wahr zu nehmen. Christian Lindner ist insofern ein Gefangener seiner eigenen Beschwörungsformeln.

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Nachhaltigkeitspolitische Perspektive für Nordstream 2 

Dass Nordstream 2 in der konzipierten Form schon aus nachhaltigkeitspolitischen Gründen zum Scheitern verurteilt war, zeichnete sich ab, seitdem das Projekt geplant wurde. Als Großprojekt der fossilen Energiewirtschaft ist Nordstream 2 von Anfang an im Hinblick auf die in den nächsten Jahren anstehende notwendige Dekarbonisierung ignorant und zukunftsblind. Nordstream 2 ist ein Monument der nachhaltigkeitspolitischen Fehlstellung Deutschlands und Russlands in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts.
Nachdem Nordstream 2 fertiggestellt ist und der Angriff Russlands auf die Ukraine die Inbetriebnahme dieses zukunftsblinden Projektes endgültig gestoppt zu haben scheint, gibt es zwei Möglichkeiten: den Rückbau bzw. Abriss oder eine alternative Nutzung.
Eine alternative Nutzung würde die nachhaltigkeitspolitische Blindheit des Projektes hinter sich lassen und Energiewende-Zielsetzungen im Sinne der Transformation verfolgen. Die Pipeline könnte beispielsweise in Zukunft statt dem Transport von fossilem Gas der Durchleitung von CO2-freiem synthetischem Gas dienen.
Eine solche alternative Nutzung würde freilich erhebliche energiewirtschaftliche Investitionen in Russland und Deutschland voraussetzen. Nordstream 2 könnte so Teil eines länderübergreifenden Infrastrukturprojektes der Transformation zur Nachhaltigkeit werden. Diese nachhaltigkeitspolitische Perspektive könnte auch in Verhandlungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine eine zukunftsgestaltende Rolle spielen. Ob Nordstream 2 noch eine Perspektive hat, wird freilich auch davon abhängen, ob nach Kriegsende Russland bereit und in der Lage ist, mit Europa und der Welt im Sinne der Transformation zur Nachhaltigkeit zu kooperieren.

Liebe Demokratie, wie geht es dir?

| Intromusik: terrasound.de

„Demokratische-Volks-Republiken“ sind nominell Demokratien hoch drei, tatsächlich Despotien. Mit dem Namen Demokratie wird Schindluder betrieben. Der Demokratie-Index der britischen Economist-Group sagt aus, dass nur 6,4 Prozent der Weltbevölkerung gegenwärtig in Ländern mit einer „vollständigen Demokratie“ leben. Fast drei Milliarden Menschen müssen diktatorische Verhältnisse aushalten. Liebe Demokratie, dass du unter Machthabern wenig Freunde hast, leuchtet ein. Aber warum hast du im Volk so viele Gegner?

Geschrieben und gesprochen von Joe Kerr

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Süßes Wasser, bitter

Antarktis, Diorama (Foto: Adbh266 auf wikimedia commons)

Jede Generation hat ihre eigene Baseline, beschreibt Umgebung, Landschaft, Bestände, Natur als das, was sie vorfindet. Nimmt dies als Grundlage dafür, was gegenwärtig verloren geht. Und hat schon längst vergessen, was mal da und wie es gewesen war. »Kippelemente sind Bestandteile des Erdsystems von überregionaler Größe, die ein Schwellenverhalten aufweisen. Sofern das Hintergrundklima sie schon nahe an einen Schwellenwert gebracht hat, können sie also bereits durch kleine externe Störungen in einen qualitativ neuen Zustand versetzt werden.« So sachlich klingt es auf der Webseite des Potsdam-Instituts für Klimaforschung (PIK). Wem das Angst macht, verschließt entweder die Augen oder geht for future auf die Straße.

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Aufarbeiten, was war: Exekutive, Regierung, Cum-Ex-Skandal

Am heutigen Freitag wird Bundeskanzler Olaf Scholz als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss der Hamburger Bürgerschaft befragt zur „Klärung der Frage, warum der Hamburger Senat und die Hamburger Steuerverwaltung bereit waren, Steuern in Millionenhöhe mit Blick auf Cum-Ex-Geschäfte verjähren zu lassen und inwieweit es dabei zur Einflussnahme zugunsten der steuerpflichtigen Bank und zum Nachteil der Hamburgerinnen und Hamburger kam“. Die Vorberichterstattung dazu hat es in sich, das Verhalten der SPD auch.

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Stresstests und die Klima-Endspiel-Agenda

Bild: geralt auf Pixabay

„Wir können die erste Generation sein, der es gelingt, Armut zu beseitigen, und gleichzeitig vielleicht die letzte Generation, die noch die Chance hat, unseren Planeten zu retten. Wenn es uns gelingt, unsere Ziele zu verwirklichen, werden wir die Welt im Jahr 2030 zum Besseren verändert haben.“
So ist im Punkt 50 der Agenda 2030, einem Stresstest des Mensch-Planeten-Systems, die finale Perspektive der Menschheit und des Planeten formuliert. Wann sind Stresstests nur ein Beruhigungsmittel, wie können sie zur großen Transformation beitragen?

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Butter by Lindner (eins)

Foto: Michael Lucan auf wikimedia commons

„Während sich die Sommerpause im Krisenmodus hinzieht, steht eine Regierungspartei so schlecht da wie schon lange nicht mehr: die FDP“, schreibt Die Zeit nach Christian Lindners Auftritt im ZDF-Sommerinterview. Es ist erst das zweite Mal, dass mit Lindner ein Mann der FDP »Bundesminister der Finanzen der Bundesrepublik Deutschland« wurde. Und Heinz Starke, der am 14. November 1961 sein Amt antrat, gab es bereits am 19. November 1962 wieder ab, wechselte später sogar die Partei, indem er Mitglied der CSU wurde. Er war über die sogenannte Spiegel-Affäre ins Trudeln geraten und musste, zusammen mit anderen Ministern, seinen Hut nehmen. An Christian Lindner, dessen unmittelbarer Vorgesetzter sein Vorgänger im Amt gewesen ist, lässt sich nun viel entlangreden und studieren. Denn die Konstellation, in der er sich nun einen noch größeren Namen machen will, macht neugierig.

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Ein goldener Sargnagel namens Schlesinger  

Bild: rbb | Intromusik: terrasound.de

„Bloß nicht langweilen“: Der Rundfunk Berlin Brandenburg wird seinem Marken-Slogan gerade voll gerecht. Wenn das Schweigekartell aufbricht, der Schönsprechchor verstummt und die ganze Kulisse in sich zusammenfällt, haben es alle immer schon gewusst. Spannender ist die Frage, wie sich in Führungsetagen so viel Feudalismus frei entfalten kann, so viel Selbstherrlichkeit breit machen darf.

Geschrieben und gesprochen von Joe Kerr

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