Der blasse Herr Bartsch oder Das politische Lazarett Linkspartei

Foto: Martin Heinlein auf Flickr CC VON 2.0

Bei diesen Ergebnissen zeugt die folgende Frage nicht von Panik, sie ist angemessen: Ist die Partei Die Linke dem Untergang geweiht? Bei der Bundestagswahl hat sie sich, im Vergleich 2017, fast halbiert; und damals schon war das Ergebnis (9,2 Prozent) zwar ordentlich, aber nicht berauschend. Zumal das 2021er Ergebnis noch desaströser ist, als es auf den ersten Blick zu sein scheint. Denn in ihm spiegelt sich die Verfassung einer Partei, die kein Erbarmen mit sich hat.

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Mächtige von morgen: Ministerlisten der Ampelkoalition

Am Dienstag, 22. November 2021, kursieren Ministerlisten der künftigen Bundesregierung durch die Medien: Eine, die alle, selbst Kreiszeitungen, verbreiten, und eine andere, die offenbar nur wenige kennen. bruchstuecke hat beide und zeigt beide – eine Einladung zum Vergleich mit den zukünftigen Tatsachen.

Diese Liste ist seit heute überall zu besichtigen. Eine andere, die auch die Parlamentarischen Staatssekretär:innen umfasst, folgt nach dem „Weiterlesen“
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Don’t stop here now: Corona-Impfbus non grata

Intromusik: terrasound.de

Am Fuße der Felspyramide Großer Mythen im Schweizer Kanton Schwyz beschließt der Alpthaler Gemeinderat, dass es „kein Bedürfnis“ nach Impfungen gegen Covid-19 gibt.

Geschrieben und gesprochen von Joe Kerr

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Die Arbeit-anti-Kapital Rhetorik, ein traditionslinkes Dilemma

Foto: Martin Heinlein auf Flickr CC VON 2.0

Nach dem katastrophalen Wahlergebnis der Partei Die Linke bei der deutschen Bundestagswahl im September 2021 setzen die großen Abgesänge auf linke Politik ein – oft mit oberflächlichen, schiefen Texten. Davon hebt sich die Argumentation von Horst Kahrs in dem bruchstücke-Podcast „Die Linke vor dem Absturz“ erfreulich ab, und trotzdem denke ich, dass noch gründlicher gebohrt werden sollte. Die Probleme der Traditionslinken, von der Die Linke ein Unterfall ist, sind älter und liegen sehr tief. Sie hören bei dem politisierten Sprachgebrauch, der Arbeit und Kapital einander gegenüberstellt, bestimmt nicht auf, aber sie beginnen damit.

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Die Linke vor dem Absturz?

Intromusik: terrasound.de

Die Skala geht von 1 (sehr gut) bis 10, sehr schlecht. Wo steht Die Linke?
Horst Kahrs: bei 11,1. Wer oder was kann die Partei retten? Oskar Lafontaine jedenfalls tritt nicht mehr an.
Horand Knaup und Wolfgang Storz im Gespräch mit Horst Kahrs, Politik- und Wahlforscher der Rosa Luxemburg-Stiftung.

Das Tabu in Glasgow: Die Wachstums- und Verschleisswirtschaft

Screenshot aus der SRF-Sendung „Stunde der Philosophie mit Harald Welzer und Barbara Bleisch

Der Studiogast lächelte leicht verwundert. Dann sagte er: «Jedes sechsjährige Kind begreift, dass man nicht ewig wachsen kann.» Das war in der Sternstunde Philosophie im Fernsehen SRF Mitte Oktober. Die Moderatorin hatte den Gast gefragt (in Minute 29), was er denn nur gegen das Wirtschaftswachstum habe. Mit dem Hinweis auf das sechsjährige Kind gab sie sich natürlich nicht geschlagen. Es gebe doch auch «qualitatives statt quantitatives Wachstum», gab sie zu bedenken. Sie spielte eine «Expertin» ein, die keck behauptete, moderne «Häuser, die Energie produzieren», seien ein Beispiel für derlei «qualitatives Wachstum». Denn «Innovation» sei doch auch Wachstum – «qualitatives Wachstum» eben. Da lächelte der Studiogast nun schon fast mitleidig.

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Elon Musk zieht den Publikumsjoker

Intromusik: terrasound.de

Niemand spekuliert und jongliert so strategisch mit der Zukunft wie der steinreiche Auto- und Raketenbastler.

Geschrieben und gesprochen von Joe Kerr

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Tübingen legt sich mit McDonald’s an

Die Tübinger Neckarfront 2016 aus einer (wenig) idyllischen Perspektive. © Boris Palmer auf Facebook

So ziemlich jedes Einweggeschirr wird in Tübingen ab nächstem Jahr besteuert. Dem Burger-Riesen McDonald’s schmeckt das gar nicht. Einweg wird in der süddeutschen Stadt künftig deutlich teurer. Ab 2022 werden für To-Go-Becher, Pommes-Frites-Schalen und anderes Einweggeschirr 50 Cent, für Einwegbesteck, Glace-Löffel oder Trinkhalme 20 Cent Steuern fällig, die der ausgebende Handel bezahlen muss. Die Universitätsstadt am Neckar will damit Littering (Vermüllung) verhindern und einen grossen Schritt in Richtung Mehrweg gehen.
«Die Wegwerfkultur in den Städten lebt davon, dass die Städte mit Millionenaufwand den Müll beseitigen. Damit ist in Tübingen jetzt Schluss: Wer Müll produziert, muss dafür bezahlen», zitiert der «Reutlinger Generalanzeiger»  den streitbaren Oberbürgermeister Boris Palmer, der schon öfter mit innovativen Ansätzen für Aufsehen gesorgt hat.

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Droht eine Koalition der Zerrissenen?

Intromusik: terrasound.de

Der Politikwissenschaftler Horst Kahrs im Gespräch mit Wolfgang Storz und Horand Knaup über eine selbst ernannte Freiheits-Partei, das Aussitzen von Konflikten und einen demütigen Olaf Scholz.

Der sanfte Herr Habeck als Machthaber

Foto: weldert auf pixabay

Es lohnt, das schon Anfang 2021 publizierte Buch Robert Habecks zu lesen, hat er doch nach der Wahl machtpolitisch vermutlich deutlich mehr zu sagen als seine bisherige Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock, der abzuheben nicht vergönnt war. Was verrät der Autor über sein künftiges Handeln als Regierender?

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„Meine Herren und Damen“

Am Nachmittag des 19. Februar 1919 herrschte plötzlich Stille im Saal des Weimarer Nationaltheaters. Als erste frei gewählte Frau stand die Sozialdemokratin Marie Juchacz, geborene Gohlke, vor der Nationalversammlung und hielt vier Minuten lang eine Rede: nicht über Haushaltsfragen, wie die Tagesordnung es vorsah, sondern über das Ende der Frauenfrage durch das im Revolutionsnovember vom Rat der Volksbeauftragten verfügte Wahlrecht für alle über 20-jährige Frauen und Männer. „Es ist das erste Mal, dass in Deutschland die Frau als freie und gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf“, begann die 39-Jährige. Sie redete nicht über Geld und den Haushalt, sondern über die Frau in der Politik, über ihre Weiblichkeit. Sie appellierte an die Siegermächte, die „Hungerblockade“ aufzugeben und die Kriegsgefangenen nach Hause zu schicken. Marie Juchacz, im knöchellangen, dunklen Kleid, löste mit ihrer Anredeformel „meine Herren und Damen“ im Saal „Heiterkeit“ aus, wie das Protokoll vermerkt. Die angeheiterten Männer hielten nicht einmal vier Minuten Höflichkeit durch.

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Die Feigheit der Allmächtigen

Intromusik: terrasound.de


Die Klimakonferenz in Glasgow ist ihnen egal, das Weltklima auch?
„Diktatorenschweine“ auf der Flucht vor der Weltöffentlichkeit.

Geschrieben und gesprochen von Joe Kerr

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Jenseits des toxischen Dreiecks

llustration: PeadTidBRD-Helferlein, wikimedia commons

Während ich diesen Text zu schreiben beginne, bezahlt an einer Supermarktkasse irgendwo in Berlin eine alleinstehende Rentnerin ihre Einkäufe. Auf ihrem Nachhauseweg wird sie gelegentlich kleine Pausen einlegen. Asthma macht ihr zu schaffen. Es ist nicht die einzige Krankheit, an der die Achtzigjährige leidet. Diabetes hatte zur Verkalkung ihrer Herzgefäße geführt, weswegen eine zweite Herz-OP vor einigen Monaten unausweichlich geworden war. Den Eingriff hatte sie besser überstanden, als die Ärzte es vorhergesagt hatten. Sie fragen sich, was all das mit dem Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei, das sein 60-jähriges Bestehen feiert, zu tun hat? Sehr viel.

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(KW44) Zuckerbrot oder Peitsche?

Intromusik: terrasound.de

Die Zahlen steigen dramatisch, das Covid-Virus schlägt erneut zu – und Deutschland ringt um Antworten.
Wolfgang Storz und Horand Knaup über die Frage, ob eine andere Kommunikation, bessere Aufklärung oder stärkerer Druck zu einer höheren Impfquote führen.

Eine Parteienfamilie in Nöten: die Konservativen

Diese Karikatur kursiert in den sozialen Netzwerken. © reddit

Merkel geht, Kurz musste gehen, bei Johnson geht nichts mehr: Die Konservativen zwischen Niedergang und Autoritarismus. Boris Johnson und Sebastian Kurz sitzen gemeinsam an einem Tisch; der Brite fragt den Österreicher: «Can you drive a lorry?» (Kannst du LKW fahren?). Diese Karikatur geisterte jüngst durch die Social Media. Sie bringt die schwierige Lage der beiden konservativen Spitzenpolitiker auf den Punkt: Der britische Premierminister versucht schon fast verzweifelt, der Versorgungskrise in seinem Land Herr zu werden. Kurz ist am 9. Oktober 2021 wegen Korruptionsermittlungen von seinem Posten als österreichischer Bundeskanzler zurückgetreten. Als LKW-Fahrer in Grossbritannien steht er jedoch allein schon deshalb nicht zur Verfügung, weil er ja nicht arbeitslos ist, sondern bloss vom Bundeskanzleramt ins Parlament gewechselt und dort den Posten des Fraktionschefs ergriffen hat.

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bruchstücke