
Autoaufkleber (im US-Staat Pennsylvenia)
Foto: Alex Great auf wikimedia commons
Die Option, Kompetenzen von Brüssel an die Mitgliedsstaaten zurück zu verlagern, spielt eine wichtige Rolle in der Diskussion über eine bessere Zukunft Europas. Allerdings trifft diese Möglichkeit auf ein komplexes semantisches Feld. Vorwurfsvoll ist die Rede von einer „Renationalisierung von Politik“ oder von einem „neuem Nationalismus“. Schon der Satz des EU-Kommissars Frans Timmermans „So viel Europa wie möglich, so viel Nationalstaat wie nötig“ hat Kommentare provoziert, dahinter stecke nicht viel Ehrgeiz, nationale Grenzen zu überwinden und Fernziel näher zu kommen, sie überhaupt aufzulösen.
Den politischen Eliten wird Einfallslosigkeit attestiert. Der Grund: Sie seien zu jung, um die Gründungsabsicht des europäischen Projekts miterlebt zu haben, und zu alt, um sich etwas anderes als den Status quo vorstellen zu können. Außerdem werden sie nur in nationalen Wahlen gewählt. Dem Nationalismusvorwurf und der Kritik fehlender Ambition begegne ich in zwei Beiträgen und mit zwei Fragen: Was ist sinnvoller Weise unter „Nationalismus“ zu verstehen und was nicht? Worin besteht die Leistungsfähigkeit des historischen Konzepts bzw. der Staatsform der Nation?