Natur und Gesellschaft, Beute des Marktes

Bild: Mediamodifier auf Pixabay

Oder warum Klimadesaster und Politikversagen zwei Seiten des Marktfundamentalismus sind.
Wer Jugendliche nach ihren Zukunftsvorstellungen befragt, bekommt oft beunruhigende Antworten. In einer weltweiten Studie, die Mitte 2021 durchgeführt wurden, gaben 60 Prozent der 16- bis 25-Jährigen an, »sehr« oder »extrem« über die Klimaveränderung besorgt zu sein. 83 Prozent sagten, »people have failed to care for the planet«, und 75 Prozent bezeichneten die Zukunft als angsteinflößend (»future is frightening«). 39 Prozent erklärten sich als »hesitant to have children«. In armen Ländern ist die Zustimmung zu diesen Aussagen höher als in reichen. In einer aktuellen Studie bezeichnen 55 Prozent der Jugendlichen in Österreich den »Klimawandel« als ihr größtes Problem. Und sieben von zehn sind der Meinung, dass die Wirtschaft in Österreich »so manipuliert ist, dass die Reichen und Mächtigen davon profitieren«.

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OMG! Kauft, Leute, kauft

Intromusik: terrasound.de

Seit mit dem Internet aus dem Planeten ein einziger Marktplatz wurde, treibt das Marketing die seltsamsten Blüten. Die Politik macht sich Sorgen über Fakenews, Marketing hat nie etwas anderes verbreitet. Austin Li, Chinas „King of Lipstick“, probiert im Livestream Lippenstifte aus und appelliert „OMG! Sisters, buy this!“. Fünf Minuten später hat er 15.000 verkauft, heißt es. Er könne einen Umsatz von mehr als 140 Millionen Dollar machen. An einem Tag.

Geschrieben und gesprochen von Joe Kerr

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Das demoskopische Bild einer stark verunsicherten Gesellschaft

Quelle: WSI-Pressedienst

Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der stark gestiegenen Inflation machen sich mehr Erwerbspersonen in Deutschland große Sorgen um ihre eigene wirtschaftliche Situation als zu irgendeinem Zeitpunkt während der Corona-Krise. Aktuell empfindet rund ein Viertel aller Erwerbstätigen und Arbeitsuchenden die eigene finanzielle Lage als „äußerst stark“ oder „stark“ belastend (24 Prozent) und hat große Sorgen um die eigene wirtschaftliche Zukunft (26 Prozent). Das zeigen neue Ergebnisse aus der repräsentativen Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung, für die regelmäßig ein Panel aus Erwerbstätigen und Arbeitsuchenden befragt wird.

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Baustelle Putin II.

Bild: geralt auf Pixabay

Irgendwie naheliegend und verständlich, dass Stephan Grünewald, Markt- und Medienforschungs-Institut rheingold, mit seinen tiefenpsychologischen Interviews jetzt herausgefunden hat, dass viele Menschen versuchen, den Ukraine-Krieg zu verdrängen; und dass das sehr anstrengend sei, vermutlich so anstrengend wie diesen (auch aus der Ferne) zu ertragen. Damit machen die sogenannten normalen Menschen nichts anderes als Medien und Politik, die von den vielen laufenden Groß-Krisen (Klima, Flüchtlinge, Artenschwund, Hunger, Rechtspopulismus) immer eine lautstark ausrufen und mit der EINEN Krise alle anderen verdrängen. Und damit die Welt so zusammenhangslos darstellen, wie sie eben gerade nicht ist; ist die wahre Brisanz der einen Krise oft genug doch erst dann zu erkennen, wenn zugleich das Ganze im Blick ist.

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9 Euro Ticket – ein Desaster mit Ansage  

Motiviert das 9-Euro-Ticket viele Menschen zu Ausflügen, die sie bisher gar nicht vor hatten, und drängt bisherige Bahnkunden zur Flucht ins eigene Auto? Vor kurzem bin ich von Konstanz am Bodensee nach Halle an der Saale (650 km) mit vier Regionalzügen zum sehr günstigen Preis von 18 Euro gefahren – dafür zwei Stunden länger als mit dem teureren ICE. Ab heute, 1. Juni, könnte ich diese Fahrt mit dem 9 Euro Ticket zum Preis von rechnerisch 30 Cent machen ( 9 Euro durch 30 Tage). Quasi Nulltarif. Deutschlandweit. Eine Superidee für alle, die den Regionalverkehr NICHT kennen, nicht regelmäßig benutzen, die noch nie drei Stunden in einem vollen Zug mit einem einzigen betriebsfähigen Klo gefahren sind. [Redaktioneller Hinweis: Es handelt sich um die aktualisierte Version des Beitrages, der am 9. Mai 2022 auf bruchstuecke erschienen ist.]

Schön wär’s schon (Foto: Didgeman auf Pixabay)
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Die Verfassungs-Schreiner und ihr Sondervermögen

Neuer Vorspann November 2023:Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat seinen Haushaltsstaatsekretär Werner Gatzer (SPD) entlassen. Ein Bauernopfer sagt man, auch wenn Gatzer ein Großbauer war, der sich unter vier Finanzministern drei verschiedener Parteien gehalten hat. Gatzer gilt als führender Haushaltsarchitekt, aber der Bauherr ist er natürlich nicht. Wer ist für den finanzpolitischen Trümmerhaufen verantwortlich, der im Anschluss an das Karlsruher Urteil entstanden ist, das die Umbuchung von nicht benötigten Corona-Milliarden in den Klimafonds der Bundesregierung als verfassungswidrig eingestuft hat?
Im Mai 2022 – siehe den Text im Anschluss – wies Detlef zum Winkel auf bruchstücke auf die Fragwürdigkeit solcher Finanzierungstechniken hin, wie sie das Bundesverfassungsgericht jetzt abgestraft hat. Damals ging es um das Sondervermögen für die Bundeswehr, mit dem die „Zeitenwende“ finanziert wird. Da der Trick, mit dem hessische Finanzvirtuosen bereits gescheitert waren, genauso wenig gerichtsfest war wie der spätere Klimafonds, hat man ihn mit Hilfe der Union gleich ins Grundgesetz gehievt. Nebenbei offenbart die ganz große Koalition für die Militärkredite auch die Heuchelei von CDU/CSU, die sich aktuell damit brüsten, besser haushalten zu können als die Regierung.
[at]

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Das erstbeste Dutzend. Eine Momentaufnahme des Online-Journalismus

Bild: geralt auf Pixabay

Sonntag, 29. Mai 2022, 16.30h, Gelegenheit, einen Blick auf Zeit-Online zu werfen und anschließend auf Bild-Online. Was hält der Online-Journalismus in diesem Moment für die zwölf wichtigsten Informationen? Momentaufnahmen haben keine analytische Kraft. Wie viel Zufall und wie viel System in dieser Auswahl und Gewichtung stecken – Literatur dazu findet sich zum Beispiel hier. Ein Blitzlicht auf die – ihres Designs und ihrer Illustrationen entkleidete – auflagenstarke Arbeit zweier Redaktionen: Was bieten „Qualitäts“-Journalismus und Boulevard-„Journalismus“, eingeklemmt zwischen professioneller PR, Meinungsgewitter und Unterhaltungsflut der Plattformen, Werbung, Blogs und Kostendruck, als vorrangige Informationen und wichtiges aktuelles Wissen an?

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„Calling you, baby, took my very last dime“  

Intromusik: terrasound.de

An den Abriss einer kleinen Telefonzelle in der Nähe des Times Square, der letzten öffentlichen New Yorks, lassen sich große Fragen stellen. Ist das die Zukunft? Privateigentum über alles. Was für alle da ist, verschwindet, weil jeder seines und jede ihres hat. Und wenn ja, ist das Fortschritt?

Geschrieben und gesprochen von Joe Kerr

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Eigentum, Macht, Herrschaft und die Zerstörung der Natur

Bild: suju-Foto auf Pixabay

Gäbe es eine Gesellschaftstheorie, die ihren Gegenstand als Totalität erfassen wollte, die Analytik des Eigentums stünde in ihrem Zentrum. Eine solche Theorie gibt es nicht, nicht einmal mehr im schmerzlichen Bewusstsein ihres Fehlens. Wer heute Soziologie studiert, muss seine Module nach dem Cappuccino-Prinzip komponieren: Viel statistisch-mathematische Formel, plus Rational Choice, plus vielleicht ein bisschen Wirtschaftspsychologie als Milchschaum-Häubchen. Würde er seinen Dozenten nach einer Kritik der politischen Ökonomie fragen, würde der ihn ratlos anschauen. Kritik der was? Was hat Ökonomie, was hat Eigentums- mit Gesellschaftstheorie zu tun?

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Frankreich vor den Parlamentswahlen: Drei Lager formieren sich als Bewegungen

Und jetzt? Ohne Pomp, roten Teppich und die Ode an die Freude ist Emmanuel Macron in seine zweite fünfjährige Amtszeit als französischer Präsident gestartet. Der revolutionäre Hauch, den der ehemalige Investmentbanker und Wirtschaftsminister unter dem Sozialisten Francois Hollande vor Jahren versprach, hat sich verflüchtigt. Seine Bewegung La Republique En Marche (LRM), die unter seiner jupiterhaft genannten Führung die Französinnen und Franzosen frohgesinnt und vereint voranbringen sollte, hat er jetzt (wie bereits bei den Europawahlen) landesweit umtaufen lassen in „Renaissance“. Das klingt nicht nach einem neuen Aufbruch, sondern eher nach einer Wiedergeburt von Altbewährtem, vor allem altbewährten politischen Mitstreiterinnen und Mitstreitern.

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Die Nachdenkseiten, ein Scharnier für Verschwörungsideologie

„The New World Order is the Enemy of Humanity“ artwork on Hanbury Street, London -StreetArt. Autor: Bablu Miah auf wikimedia commons

Die Nachdenkseiten (NDS) sind ein bei Gewerkschafts-Linken und in klassisch linken Kreisen einflussreiches und weit verbreitetes Internetportal. Gegründet unter anderem von Albrecht Müller kommt das Projekt von links, hat sich jedoch nach und nach bis heute zu einem Querfront-Medium gewandelt, „das die Bezüge zur radikalen Rechten zwar indirekt aber ganz bewusst herstellt“. Zudem dienten die NDS als „Scharnier für Verschwörungstheorien“. So lauten einige der Befunde, die der Trier Politikwissenschaftler Markus Linden in einem Gutachten präsentiert, das er vor kurzem für das Zentrum Liberale Moderne erstellt hat. Wolfgang Storz führte mit ihm das Interview per Email.

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 Ein Player namens Musk

Intromusik: terrasound.de

Als unlösbares Rätsel präsentiert er sich am liebsten. Aber die Lösung ist ganz einfach: Elon Musk ist ein Spieler. Sein Playground reicht von Texas über Brandenburg bis ins All. Der gegenwärtig reichste Mensch auf Erden ist das weithin sichtbare Symptom fundamentaler Fehlentwicklungen der sozialen Frage und der Machtfrage.

Geschrieben und gesprochen von Joe Kerr

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Ukraine, NATO, Neutralität oder Irrungen und Wirrungen des Klaus von Dohnanyi

Mittwoch, 11. Mai 2022. Maischberger: Ein Zwiegespräch der Gastgeberin mit Klaus von Dohnanyi. Den Hamburger Grandseigneur der deutschen Sozialdemokratie sorgt eine mögliche Ausweitung des Kriegs in der Ukraine. Zwar verurteilt er den russischen Angriff, doch „die Sünde“ des Westens sei es, nicht über den angestrebten NATO-Beitritt der Ukraine verhandelt zu haben — natürlich mit der Bereitschaft, ihn zu verhindern — denn dies sei „das Einzige, was Putin interessiert“. Dohnanyi präsentierte auch sogenannte alternative Fakten. Allein deshalb lohnt ein kritischer Blick auf die Thesen und argumentativen Linien, die der renommierte Sozialdemokrat an diesem Abend ausführlich vertrat. [Der Beitrag knüpft an das Bruch-Stück an „Sachdienliche Hinweise willkommen„.]

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„Es wird für uns schwer sein, weiter zu leben“  

Bewohner von Mariupol im Hof eines durch Beschuss zerstörten Gebäudes, 25. März 2022 (Foto: Alexander Ermochenko/ Reuters/ Forum auf wikimedia commons)

Wir versuchen wieder ein normales Leben zu führen. Ab und zu gibt es noch Alarm. Der Krieg geht ja weiter. Aber hier in Kyjiw und anderen Teilen des Landes ist jetzt ziemlich ruhig. Unsere Armee und unser Kampf haben Erfolg. Ich glaube, dass wir den Krieg bis zum Herbst mit einem Sieg beenden werden. Ich hoffe natürlich früher. Dann wäre ich sehr glücklich.

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Sage mir, wie du dich informierst, und ich sage dir, wie du denkst

300 Fox News-Konsumenten schauten für einen Versuch einen Monat lang CNN – mit deutlichem Effekt. Welches Medium jemand konsumiert, beeinflusst die Meinung dieser Person – und das schon nach erstaunlich kurzer Zeit. Das ist das Ergebnis einer Studie, die zwei Politikwissenschaftler aus Kalifornien durchgeführt haben.

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bruchstücke