Feuer unterm Dach der Grünen: „Zu visionslos, zu träge und vielleicht auch zu resigniert“

Kein Grad weiter: Klimademo von Fridays For Future, Berlin, 25. Septembert 2020
(Foto: Stefan Müller/ wikimedia commons

Deutschlands einziger grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann macht sich ernsthaft Sorgen. Der Vorgang sei „eine ernste Angelegenheit“, er könne durchaus „gravierende Folgen haben“. Der Grüne Frontmann mit dem halb Schrat-, halb Kult-Status weiß, wovon er spricht: Aus dem grünen Urstamm erwächst ein Ableger, der sich  anschickt, der Mutterpartei ernsthaft Konkurrenz zu machen.

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(KW46) Die Klimaliste – ein Sprengsatz für die Grünen?

Foto: Klimaliste Baden-Württemberg | Intromusik von terrasound.de

Fridays for Future drängt in die Parlamente – eine Protagonistin erklärt die Motive
Horand Knaup und Wolfgang Storz im Gespräch mit der Klimaaktivistin Jessica Stolzenberger.

Vermessen – vom unheilbaren Glauben, alles sei berechenbar

„Die Zeit entführt die Schönheit“. Marmorplastik im Dresdener Großer Garten.
Foto: Jörg Blobelt / wikimedia commons, CC BY-SA 4.0

Wer in der Apple Watch (oder einem vergleichbaren Produkt) nicht nur ein Statussymbol, sondern eine nützliche Technik sieht, kann sich lückenlos überwachen lassen. Jeden Schritt und Pulsschlag zählen, jede gegessene Kalorie, Blutdruck messen — pah, das ist von vorgestern.
Heute geht viel mehr: bei Stürzen Alarm schlagen, den Schlafrhythmus umstellen, den Grad an Muskelentspannung messen, den Sauerstoffgehalt im Blut bestimmen, frühzeitig vor Stress und Panikattacken warnen, EKG erstellen — Achtung: Herz stolpert bereits zum zweiten Mal aus dem Sinus Rhythmus —, in ein PDF umwandeln und ab zum Arzt. Den Diagnosen folgen die Empfehlungen: Mein lieber Apple Watch-Nutzer, Du solltest heute noch 1000 Schritte tun, Dein vorgesehener Kalorienverbrauch war leider schon um 14.28 Uhr erreicht, vor dem Schlafengehen empfehlen wir Dir … . Es kann wie ein Befehl klingen: Lebe gesund! Sonst … . Zählen, messen und sich ständig mit anderen vergleichen gehört für viele zum Alltag; dank der Technik so nebenher. So schafft sich jeder und jede messbare Wahrheiten über die eigene Gesundheit. Aus Qualitäten Quantitäten, sie erst berechenbar, dann käuflich zu machen, die Zeit in Uhren zu verwandeln, an Werte Preisschilder zu kleben, darin ist der Kapitalismus Profi.

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Terror: Kein Gewitter ohne aufgeladene Wetterlage


Gedenken an die Toten des Anschlags auf „Charlie Hebdo“ im Januar 2015 in Paris
Foto: Guerric Poncet / wikimedia commons CC BY-SA 2.0

Die gewohnten  Instant-Durchsagen und ad hoc–Ankündigungen nach Terror-Anschlägen verraten nur eines: Ohnmacht und Hilflosigkeit gegenüber der komplexen Konstellation von Anlässen, Motiven, Ursachen und Kontexten solcher Verbrechen. Als Ausweg aus dieser wohl nicht restlos entwirrbaren Komplexität empfiehlt sich, einzelne Aspekte aus der unübersichtlichen Gemengelage etwas genauer zu erörtern. Ein Versuch am  Beispiel der jüngsten Terrorakte in Fankreich.

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„Woher nehmt ihr Europäer eigentlich eure Arroganz, wenn es um die US-Politik geht?“

Ferdinand Leeke | wikimedia commons

Eine Frage, mit der mich eine amerikanische Bekannte dieser Tage in Verlegenheit brachte. Tun wir mal kurz so als ob und stellen uns einen Moment lang vor, Europäerinnen und Europäer haben am 3. November 2020 ihren EU-Präsidenten gewählt, ausgestattet mit den Machtbefugnissen einer US-Präsidentschaft. Den vorgelagerten Wahlkampf zwischen der demokratischen Ursula von der Leyen und dem republikanischen Silvio Berlusconi lassen wir mal weg. Auch soll unerwähnt bleiben, dass sich Boris Johnson von seiner Insel aus noch eingemischt hat…

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(KW45) Die Mittelschicht in der Schweigespirale – Lernen aus den US-Wahlen

Intromusik von terrasound.de

Die amerikanische Sehnsucht nach dem starken Mann – ist sie übertragbar auf Deutschland?
Horand Knaup und Wolfgang Storz im Gespräch

Die zweite Welle

Von Stephan Russ-Mohl herausgegeben, erscheint im November der Band „Streitlust und Streitkunst. Diskurs als Essenz der Demokratie“. Passagen des vorliegenden Textes sowie weitere Argumente zur Diskussion um die Corona-Berichterstattung finden sich in der Einleitung zu diesem Buch. (Foto: Pixabay)

Wir werden in Europa gerade von der zweiten Covid19-Welle erfasst, und es war wohl eher Zufall, dass mein gleichlautender Gastkommentar zum «Herdentrieb» im Journalismus (SZ-Printausgabe vom 17.10.20) und zum «Corona-Panikorchester» der Medien  fast zeitgleich zu dieser Welle und zur Berichterstattung über den bevorstehenden zweiten Lockdown erschienen ist. Das hat ihm zu ungewöhnlich breiter Resonanz verholfen.

Der Kommentar hat auch den Journalistik-Professor Lorenz Lorenz-Meyer veranlasst, für  Bruchstücke in die Tasten zu greifen – doch zunächst etwas Kontext. Denn der geschätzte Kollege hat sich nicht nur an einem Zitat abgearbeitet, ohne es einzuordnen, er unterstellt mir auch Dinge, die ich nachprüfbar nirgendwo geschrieben habe.

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(KW 44) Wird Merz CDU-Vorsitzender, Kanzler oder bald vergessen sein?

Foto: Michael Lucan/ Wikimedia Commons CC-BY-SA 3.0 | Intromusik von terrasound.de

Machtkampf in der CDU um den Parteivorsitz. Hat Friedrich Merz eine Chance oder spaltet er nur die Partei? Horand Knaup und Wolfgang Storz über ein Ringen, an das sich die Union erst wieder gewöhnen muss.

Overkill der Medienberichterstattung über die Coronapandemie?

Intromusik von terrasound.de

Horand Knaup und Wolfgang Storz kommentieren die Kontroverse zwischen Lorenz Lorenz-Meyer „Die Kränkung der Medienexperten und Stephan Ruß-Mohl: „Das Corona Panikorchester„.

Die Kränkung der Medienexperten

“Meine These: Nicht die Regierenden haben die Medien vor sich hergetrieben, wie das Verschwörungstheoretiker so gerne behaupten. Vielmehr haben die Medien mit ihrem grotesken Übersoll an Berichterstattung Handlungsdruck in Richtung Lockdown erzeugt, dem sich die Regierungen in Demokratien kaum entziehen konnten.”

Stephan Ruß-Mohl: Das Corona Panikorchester, Süddeutsche Zeitung vom 26. Oktober 2020
Es gibt nur ein echtes Panikorchester! Gottfried Böttger und Udo Lindenberg im Jahr 1974
(Foto: Heinrich Klaffs / Wikimedia Commons CC BY-SA 2.0)

Politik ist ein hartes und undankbares Geschäft. Meist besteht es darin, den Druck verschiedener gesellschaftlicher Interessengruppen wahrzunehmen und behutsam in ein halbwegs konsensfähiges gemeinschaftliches Handeln zu kanalisieren. Dabei spielen funktionierende Netzwerke, gute Kommunikation, harte Verhandlungen mit gelegentlichen psychologischen Tricks eine Rolle, sowie der mediale Druck einer Öffentlichkeit, die das Geschehen oft nur unzureichend versteht. Das Resultat sind meist faule Kopromisse, für die nur selten echtes Lob angebracht ist oder ausgesprochen wird.

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Wer bezahlt? oder Das große Schweigen

Bild: openclipart

Auf die Konten zehntausender Mega-Reicher strömen — ohne dass die sich einen Finger krumm arbeiten — trotz und wegen der Pandemie zig weitere Milliarden. Die Corona-Krise hat vor allem  den reichsten der Reichen rund um den Globus Vermögenszuwächse beschert. Das Gesamtvermögen der mehr als 2.000 Dollar-Milliardäre weltweit stieg bis Ende Juli auf den Rekordwert von rund 10,2 Billionen Dollar. Die öffentliche Hand verschuldet sich — und damit uns und unsere Kinder — wegen der Krise bis über die Halskrause. Und (fast) niemand, weder die Regierungen noch die Leitmedien, stellt die spannende Frage: Wer bezahlt diese exorbitante Rechnung? Nur Großes Schweigen. Eine Studie der Otto Brenner Stiftung hat nachgeforscht. 

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Es reicht jetzt! Wider die Selbstentmachtung des Bundestages

Eine Abstimmung im Plenum des Deutschen Bundestages – aber entscheiden die Abgeordneten auch oder segnen sie nur ab? Foto: Olaf Kosinsky / wikimedia commons

Diesmal war es eine Umdrehung zu viel. Gesundheitsminister Jens Spahn, CDU, wollte sich einige der Sonderrechte, die sich sein Ministerium zu Beginn der Corona-Krise im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes selbst zugeschanzt  hatte, dauerhaft aneignen. Da platzte dem Münchner SPD-Mann Florian Post der Kragen. Via BILD-Zeitung zürnte der Abgeordnete: „Seit fast einem Dreivierteljahr erlässt die Regierung in Bund, Ländern und Kommunen Verordnungen, die in einer nie dagewesenen Art und Weise im Nachkriegsdeutschland die Freiheiten der Menschen beschränken, ohne dass auch nur einmal ein gewähltes Parlament darüber abgestimmt hat.“ Post war nicht der einzige, der seinen Widerspruch formulierte.

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(KW 43) Noch ’ne Runde mit Merkel – die Bundestagswahl verschieben?

Intromusik von terrasound.de

Horand Knaup und Wolfgang Storz im Gespräch zum Thema der Woche

(N°3) BILD ist nur noch als Feindbild groß und stark

Intromusik von terrasound.de

Welche Macht hat die BILD-Zeitung? Ist sie Stimme des Volkes oder ein kapitalistisches Medium mit einer rechtspopulistischen Agenda? Hilde Mattheis, MdB und Vorsitzende des SPD-Forums Demokratische Linke 21, diskutiert gemeinsam mit dem Kommunikationswissenschaftler Hans-Jürgen Arlt, Co-Autor der BILD-Studien (u.a. „Drucksache ‚Bild‘ – Eine Marke und ihre Mägde“), das Phänomen BILD. Eine Übernahme aus dem Podcast „Politik mit Links“.

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