(N°13) Patent-Freigabe oder Impfstoff-Apartheid. Wer setzt sich durch?

Intromusik: terrasound.de


Das Ziel für den Covid-Impfstoff: schneller entwickeln, mehr produzieren und gerechter verteilen.
Horand Knaup und Wolfgang Storz im Gespräch mit Anne Jung, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit bei medico international, über die Macht der Pharmakonzerne, die Impfkampagne COVAX und den Optimismus von medico International. Die Welthandelsorganisation (WTO), genauer das WTO General Council, berät in dieser Mai-Woche erneut über „die Rolle des geistigen Eigentums inmitten einer Pandemie“.

Die spinnen, die…!“ #allesdichtmachen

Im Rampenlicht des deutschen Films steht der über das Internet unters Volk gebrachte Episodenfilm mit abnehmender Besetzung #allesdichtmachen. In den Monodramen sind prominente deutsche Schauspielerinnen und Schauspieler zu sehen. Sie erreichen das, was der deutsche Film seit vielen Jahren nicht mehr geschafft hat. Ein Beleuchtungsversuch.

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Noch ne` Runde Balkonklatschen?

„Gemeinsam gegen Corona“ – mit weniger Beschäftigten für mehr Gewinn

Holger Renke ist in Offenbach beim dortigen Sana-Klinikum Betriebsratsvorsitzender. Er war Hauptredner der DGB-Kundgebung zum 1. Mai. Den Inhalt seiner Rede diktierte das Sana-Management. Denn dieses hat bekanntgegeben, es werde bis Ende 2021 mehr als 1.000 Beschäftigte entlassen; sie sind in einer 100prozentigen Konzerntochter angestellt, der DGS pro.service GmbH.
Er habe in den vielen Jahren schon manches erlebt, aber das jetzt, mitten in der Pandemie … . Renke ist noch außer sich, hält deshalb vor den etwa 200 ZuhörerInnen auf dem Wilhelmsplatz gar keine ‚ordnungsgemäße‘ Mai-Rede, sondern hat diese eine Botschaft: Er fordert alle auf, den Widerstand gegen die Entlassungen zu unterstützen.

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Tag der Arbeit war der 1. Mai nie

Obwohl in vielen Ländern gesetzlicher Feiertag, liegt der „Tag der Arbeit“ auf der öffentlichen Agenda mittlerweile unter ferner liefen. Selbst Black Friday und der Valentinstag lösen wahrscheinlich mehr Kommunikation aus, wenn auch überwiegend werbliche.
Kernbotschaft  des Tages der Arbeit ist, seit er Mitte des 19. Jahrhunderts proklamiert wurde, Kritik an den Bedingungen organisierter Arbeitsleistungen inklusive Forderungen, die Verhältnisse zu verbessern. Ein „Tag der Arbeit“ war der 1. Mai nie, schon deshalb nicht, weil der Tag nicht-organisierter (und nicht bezahlter) Leistungen unter „Muttertag“ firmiert. Modernes Leben hat wirtschaftliche Vorsorge und menschliche Fürsorge so weit auseinander dividiert, dass deren gemeinsame Wurzel, die Arbeit, unterhalb des öffentlichen Bewusstseins liegt.

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Biden revidiert Reagan: Der Staat ist die Lösung, nicht das Problem

Foto: Jose M. auf Unsplash

Noch im Wahlkampf hat Joe Biden sich ausdrücklich als ein Übergangskandidat vorgestellt. Als einer, der angesichts seines Alters und seiner Erfahrungen als Mann der Mitte im Washingtoner Politikbetrieb zwar die beste Wahl wäre, um das Land nach den tumultösen Trump-Jahren in ruhigeres Fahrwasser zu steuern.  Aber doch einer ohne größere eigene programmatische Ambitionen. „Sleepy Joe“ machte daraus Donald Trump. Doch nach 100 Tagen im Amt erleben die Amerikaner nun einen ganz anderen Präsidenten. Einen überaus ambitionierten Politiker, der in den ersten drei Monaten so entscheidende Projekte auf die Schienen gesetzt hat wie manch Vorgänger in vier Jahren nicht. Kein Übergangspräsident also, sondern ein echter Reformer, der an die Strukturen der US-amerikanischen Gesellschaft geht.

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Ausgerechnet der Tango

Die Nacht und die Helle: „Es ist Samstagabend und es gibt Fußball im Fernsehen. Während sich andere Männer das Länderspiel anschauen, bereitet sich Claudio Alvarez darauf vor, zum Tango zu gehen...“ (Foto: Tangodanza)

Das Videospiel hat Bildschirme schon in Schauplätze des Kampfes um die Weltherrschaft verwandelt, da machten Videokonferenzen gerade erste Gehversuche. Aber der digitalisierte Arbeitsplatz holt auf gegenüber dem „digitalen Sandkasten“. Nicht nur Gamern, auch Workern bieten sich neue Möglichkeiten, aus der Ferne zu handeln, „jenseits des Wirkungsbereichs des menschlichen Körpers“ (Paul Virilio). Wir sollten den Begriff handeln kursiv schreiben. Denn inzwischen wird darüber nachgedacht, wie Hotelzimmer in Oslo von maids in Manila gereinigt werden könnten, die zuhause in ihrer Küche sitzen. Sie könnten von den Philippinen aus Reinigungsroboter in Oslo steuern. Und ebenso könnten Roboter Wachleute in Einkaufszentren in den USA ersetzen, die ein Wachmann von Peru aus dirigiert. Oder ein humaner Wachmann in einer shopping mall könnte bei seiner Arbeit von Dutzenden Robotern unterstützt werden.

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Mulmige Melancholie

GEM/EINSAM
Ein Film von Andrea Künemund & Selma Weber / Dauer: 11:58 Min. / Link zum Film.

Covid19 / 2020: Willkommen im täglichen Verfremdungseffekt!
Zwischen Grenzwerten und Grenzverschiebungen, spannungslosen Überreizungen und pandemisch verwaschenen Stunden, Spaziergangsmonotonie und sprunghaft numerischen Tagen, zwischen Warnschwellen und Warnwellen, Bildschirmen und Spiegelbildern!
Stell dir vor, du steckst mitten in deinem (Kunst)Studium. Das Studium gefällt dir, es macht durchaus Spaß. Dann kommt es zu einer globalen Epidemie und – zack! – ist es vorbei. Natürlich nicht komplett, aber irgendwie schon.

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Me first, fuck you

Der Tag der Arbeit steht vor der Tür und so recht mag ihn außer seinen traditionellen Protagonisten niemand herein lassen. Die Idee, es komme darauf an, die Arbeitsbedingungen zu verändern, damit viele Leute mehr vom Leben haben, ergreift die Massen nicht mehr. Der Mainstream meint, besser gehen soll es vor allem denen, die sich selbst optimieren.

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Vom Faszinosum zur Routine oder Wie realisierte Phantasien ihren Zauber verlieren

Auf Dienstreise

Marxisten interessieren sich für Veränderungen der Produktions-, Systemtheoretiker mehr für die Entwicklung der Kommunikationsverhältnisse. Einigen können sich beide vielleicht darauf, dass die Antriebskräfte für die Expansion der Videokonferenzen ökonomische sind, auch wenn der akutelle Anstoß aus dem Gesundheitssystem kommt. Dienstreisen kosten Zeit und Geld. Aber Dienstreisen bedeuten auch Nähe zum Markt, Unmittelbarkeit der Kunden und als Beigabe, sich durch Abwesenheit der Kontrolle der Zentrale und des Büros entziehen zu können. Nicht zu vergessen diese Art persönlicher Anwesenheit, die das Selbstwertgefühl bestätigt: ohne mich geht es nicht; schon dafür lohnt es, sich für eine einstündige Konferenz in den Zug oder ein Flugzeug zu setzen. Trotzdem, Videokonferenzen ersparen Zeit, Geld und Umweltbelastungen, haben aber auch Nebenwirkungen, die nicht in der Packungsbeilage stehen.

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(KW16) Der Unterschätzte – Die Überschätzte

Bilder: Olaf Kosinsky (kosinsky.eu)| CC BY-SA 3.0-de | Intromusik: terrasound.de

Nach dramatischem Duell und perfekter Inszenierung: Welche Chancen hat die zerrissene Union und wie lange werden sich die Grünen an ihrer Spitzenfrau erfreuen? Der Bundestagswahlkampf ist eröffnet. Es diskutieren: Horand Knaup und Wolfgang Storz.

Fundstücke der Woche:
1. Fledermausdiplomatie
2. „Geld spielt keine Rolle mehr“

FAZ-Aufklärung als Puzzle: An der Goldgrube 12, 55131 Mainz

Bild: Jon Tyson/ Unsplash

20. April: An einem Tag wie diesem, am nächsten in Ruhe nachgelesen, ist die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) fast unschlagbar. Aufklärung über Pharmapreise, das asoziale Virus auf mindestens drei Seiten. Wir erinnern uns an die Sprüche, das Virus gefährde gesundheitlich alle gleich, sei über alle Klassen erhaben. Böse Viren dringen ohne Rücksicht auf (Konto-)Stand und Status in jeden Rachen — das leuchtet doch ein! Und wer liest in solchen aufgeregten Zeiten schon bei Fernand Braudel (1902-1985), Historiker, nach, wie es wirklich ist: „Sobald sich die Seuche ankündigt, brechen die Reichen Hals über Kopf nach ihren Landgütern auf; jeder denkt nur noch an sich.“ Nun war an diesem oben genannten denkwürdigen Tag ausgerechnet in der FAZ nachzulesen, wie recht Braudel hat.

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(Immobilien-)Eigentum verpflichtet – sich zu vermehren?

Erst der Bundesverfassungsgericht (Mietendeckel), jetzt das Landgericht Berlin (Buchhandlung Kisch & Co. in Kreuzberg): immer in Sachen Immobilieneigentum gegen Gemeinwohl, in beiden Fällen Sieg des ersteren über letzteres. Die Zivilkammer 55 des Landgerichts Berlin hat „die Beklagten zur Herausgabe und Räumung einer Buchhandlung in Berlin-Kreuzberg verurteilt, sodass die Klage der Vermieterin in erster Instanz Erfolg hatte“. Geklagt hat der luxemburgische Investmentfonds Victoria Immo Properties V S.à.r.l., vertreten durch eine Londoner Anwaltskanzlei. Gegen die Verdrängung von „Kisch & Co.“ protestierten Anwohnerinnen, Kundinnen und ein Bündnis aus stadtpolitischen Initiativen seit über einem Jahr. Ihre Kundgebungen wurden regelmäßig von Berliner Künstler:innen unterstützt. Eine Petition auf change.org haben über 20.000 Einzelpersonen und Organisationen unterschrieben. Auch Lokal- und Landespolitiker:innen setzen sich dafür ein, dass die Buchhandlung erhalten bleibt. Zuletzt schrieben Kultursenator Klaus Lederer und Justizsenator Dirk Behrendt gemeinsam an die Eigentümerinnen. Zwei Tage vor dem Prozess fand vor der Buchhandlung eine weitere Demonstration statt unter dem Motto: “Kisch & Co bleibt” (Foto: J. G.). In Moabit wurde dann am ein alternatives “Gerechtsverfahren” inszeniert und uraufgeführt. Über das Urteil im Gerichtsverfahren berichteten auch dpa und der RBB.

Söders rechtspopulistischer Kern, jederzeit aktivierbar

Foto: Michael Lucan/ wikimedia commons

Der Polit-Tatort ist vorbei. Sonntag, 18. 4., 21.03 Uhr, Tagesschau24. Moderator an Korrespondentin: Wir haben gehört, Söder ist nach Berlin geflogen. Was hat das zu sagen? Korrespondentin an Moderator: Haben wir auch gehört. Das hätten wir ihn gerne gefragt. Aber wir suchen ihn noch. Auch Spiegel-Online beteiligt sich an der Fahndung: „Laschet-Limousinen gesichtet“.
Abspann, die Spannung weicht. Bleibt was? Dieses unser Land hat der Union für das zu danken, was sie in den vergangenen kurzweiligen Tagen zerstörte, an den Tag beförderte und in Gang setzte; während die alternativen Grünen mit ihrer höfischen Kandidatenkür die Republik sedierten.

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Illusionen von Ort- und Zeitlosigkeit

Bild: Engelbert Niehaus, GFDL CC-by-4.0/ wikimedia commons

Videokonferenzen sind zu einer wichtigen Verbindung zur Außenwelt geworden, sie versammeln Menschen über große Entfernungen hinweg. Die Technologie war schon länger vorhanden, war aber nicht konsequent genutzt worden. Viele Führungskräfte wollten ihre Mitarbeiter:innen um (und unter) sich haben.  Erst seit der Corona-Pandemie finden digitale Alternativen zur Kooperation mit „physisch präsenten“ Menschen breite Anwendung. Inzwischen hat die Bundesregierung die Unternehmen aufgefordert, ihren Beschäftigten die Möglichkeit des Homeoffice und der Kommunikation durch Videokonferenzen einzuräumen.
Vor 50 Jahren wurde die dreieinhalbstündige Reise von Paris nach New York im Überschall-Passagierflugzeug Concorde damit beworben, dass sie „den Atlantik verschwinden“ lasse. Was lassen Videokonferenzen verschwinden?

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Die Kandidatenkür, ein Totalschaden

1980, 2002, 2021: Kommt es zur bayerischen Dreifaltigkeit der CS [trauß/ oiber/ öder] U-Kanzlerkandidaten? (Fotos: wikimedia commons)

Der Boulevard brachte es kurz und knapp auf den Punkt. Es war Dienstag Nachmittag, die Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hatte gerade begonnen, da titelte die Online-Version der BILD-Zeitung: „Showdown im Reichstag – Der wichtigste Machtkampf des Jahres“. Tatsächlich trug sich zur gleichen Zeit im Bundestag ein Spektakel zu, wie es auch das trubelgeübte Berlin nur selten erlebt. In der Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion prallten die Fangruppen der Kanzleramtsaspiranten Markus Söder und Armin Laschet so heftig aufeinander, dass der badische Abgeordnete Olaf Gutting entnervt twitterte: „Spielt Mikado oder Russisch Roulette! Aber einigt euch!“ Später löschte er seinen Tweet wieder.

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