Viele Vorbilder, zu wenige Nachahmer

Wo gibt es Vorbilder? Die heute bereits zeigen, wie wir leben, arbeiten, wohnen, uns fortbewegen, produzieren, ohne die Natur (und uns) zu ruinieren? In vielen Städten ist dieser Wohlstands-Fortschritt, sind diese kleinen Transformationen schon zu erleben. Leider meist im Ausland, weniger bei uns.

Die „Bicycle Snake“ ist eine Brücke durch den Kopenhagener Hafen und nur für Radfahrer zugelassen. Nachts leuchtet der orangefarbene Boden. (c) Cycling Embassy of Denmark, DISSING+WEITLING.
Screenshot https://www.diamantrad.com/blog/fahrradstadt-kopenhagen/
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Illusionen, Leid und eine Lehre

Fotos (3): Fabian Arlt

Die USA, Deutschland und die Nato sind mit ihrem Modellprojekt, in Afghanistan Demokratie und Menschenrechte mit militärischen Mitteln durchzusetzen, grausam gescheitert. Die Welt richtet sich immer weniger nach westlichen Werten. Trotzdem: War in Afghanistan alles umsonst? Sicher nicht. Denn was die westlichen Entwicklungshelfer und NGOs dort gesät haben, wird irgendwann, wenn der jetzige Alptraum vergangen ist, hoffentlich Frucht tragen. Entwicklung, Freiheit, Demokratie und Versöhnung können jedoch nur von innen wachsen.

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Für Realitätsverweigerung die Note sehr gut

Bild: TUBS, wikimedia commons

Unter dem Titel „Erst politisch gescheitert, dann militärisch verloren“ veröffentliche die Bundeszentrale für politische Bildung im April 2016 einen Meinungsbeitrag des Friedens- und Konfliktforschers Jochen Hippler. Wir übernehmen Hipplers Analyse auf bruchstücke, weil uns deren Erklärungskraft für die heutigen tragischen Geschehnisse in Afghanistan beachtlich erscheint. Aus der Perspektive politischer Theorie könnte der Bogen noch weiter gespannt werden. Neben der Klima-Krise und der Corona-Pandemie (auch an den Zusammenbruch des realen Sozialismus wäre zu denken) ist das Afghanistan-Desaster ein weiterer Fall, der die große Frage aufwirft, weshalb modernes Regieren so sehr von Realitätsverweigerungen lebt – bis der Kollaps kommt.
Jochen Hippler meinte vor fünf Jahren, die stärkste Militärmacht der Welt habe den Krieg gegen vielleicht 35.000 schlecht bewaffnete Kämpfer politisch verloren. Die Ursachen lägen in den komplexen Machtverhältnissen in der afghanischen Gesellschaft und dem mangelnden Verständnis der NATO für den Charakter des Krieges am Hindukusch. Im Folgenden seine Analyse.

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Gute Übersicht trotz geringer Flughöhe

Screenshot Deutschlandfunk-Website

Eine leicht zugängliche Orientierung über Aktualitäten auf dem Buchmarkt für politische Literatur liefert das Magazin „Andruck“, das der Deutschlandfunk montags von 19.15h bis 19.59h ausstrahlt. Die Sendungen stehen als Podcasts jederzeit zur Verfügung. Das sozialwissenschaftliche Nachrichtenportal soziopolis urteilte zurecht: „Die theoretische ‚Flughöhe‘ der Besprechungen bleibt zu Gunsten einer Orientierung an einzelnen Phänomenen, Geschehnissen oder Personen allerdings meist gering.“ Aber dass ein Massenmedium eher populär als wissenschaftlich informiert, kann keine unangenehme Überraschung sein. In der Sendung vom 23. August 2021 werden unter anderem vorgestellt: Herfried Münklers vielfach rezensiertes Buch über das „Trio infernale“: „Marx, Wagner, Nietzsche. Welt im Umbruch“, Rowohlt Verlag sowie Elizabeth Kolbert: „Wir Klimawandler. Wie der Mensch die Natur der Zukunft erschafft“, Suhrkamp Verlag und Martin Florack, Karl-Rudolf Korte, Julia Schwanholz (Hrsg.): „Coronakratie. Demokratisches Regieren in Ausnahmezeiten“, Campus Verlag. Fortgesetzt wird der Blick auf den Wahlkampf: „Das Wahlprogramm als Politische Literatur – Teil 3: AfD“.

Katastrophenstimmung? Nur keine Aufregung …

Und noch ein Klimareport, der uns mahnt, droht, zum Fürchten bringen kann … Die unaufgeregteren Kommentatoren bestreiten nichts von dem, was dort von einer unverdächtigen globalen Wissenschaftler-Gilde analysiert wurde. Aber viele Kommentare sagen auch: Es ist nichts mehr gänzlich aufzuhalten. Wir müssen uns dem stellen, was unvermeidlich ist, ohne das zu lassen, was das Schlimmste verhindert. Aber was bleibt zu tun? ‚Duck and cover‘, wie es einst in den USA hieß, um sich gegen einen Atomwaffenangriff zu schützen? Es geht eher um eine Offensive. Aber keine, die bremst, sondern unsere Stärken nutzt und dabei bekannte Fehler vermeidet.

Zur Freiheit, anders und weiter zu denken, gehört auch der Mut zu futuristischen Visionen.
(Giancarlo Zema Designgroup, Pressebild)
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Durch die Klimakatastrophe — mit Kondratieff und der Allianz

Bild: Geralt auf Pixabay

Gehen wir davon aus, weltweit, also auch bei uns gehören die Finanzmärkte zu den drei, vier Mächten, die das Geschehen mitprägen, im Zweifel den Ausschlag geben. Dann sollten wir gerade in diesen Wahl-Monaten BlackRock, AGI und Nikolai Kondratieff mindestens genauso viel Aufmerksamkeit schenken wie Olaf Scholz, Armin Laschet und Annalena Baerbock.

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Weil siegt über Obwohl: Virtuelle Meetings setzen sich durch

Was dem Planeten hilft, nützt nicht notwendig der geistigen Gesundheit der Beschäftigten und der Qualität ihrer Arbeitsbeziehungen. Eine Möglichkeit, ökologisch Richtiges und sozial Förderliches zu realisieren, ist ein ausgefeilterer Einsatz von Technologie, der virtuelle Arbeit verbessern kann. Viele Unternehmen, die im letzten Jahr online gehen mussten, stürzten sich darauf, Videokonferenzen für alles zu nutzen. Aber andere Tools funktionieren gut für verschiedene Aufgaben. Bei LeanIn.Org, einer Organisation, die sich der Förderung der Zusammenarbeit berufsrufstätiger Frauen widmet und die schon lange vor der Pandemie die Arbeit aus der Ferne förderte, arbeiten die Teams auf Google Docs. Das ermöglicht ein gemeinsames, aber „asynchrones“ Arbeiten. Die Frauen arbeiten dort zusammen, aber in ihrer eigenen Zeit an einer Aufgabe. Meetings beginnen mit einem stillen Brainstorming mit Jamboard, einem virtuellen Whiteboard. Ziel ist es, sagt Rachel Thomas, die Chefin der Gruppe, auf verschiedene Arten zu kommunizieren, um unterschiedliche Menschen einzubeziehen – langsame und schnelle Denker, verbale und visuelle Lerner, Introvertierte und Extrovertierte.

Screenshot The Economist
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Wie Phoenix aus der Asche: das freie Individuum

Bild: Joenomias auf pixabay

„Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt“, sagt unser Grundgesetz im Artikel 2. In dieser Formulierung drückt sich das ganze Drama des Freiheitsverständnisses aus, um das sich die Auseinandersetzungen drehen, auch in diesem Bundestagswahlkampf. Wie Phönix aus der Asche tritt das freie Individuum auf die Weltbühne, während die politische Ordnung, das Soziale und die Kultur – Natur kommt gar nicht vor – zu Freiheitsschranken degradiert werden. Unterschlagen, völlig ausgeblendet wird dabei, dass die politische, soziale, kulturelle, natürliche Umwelt zugleich und überhaupt erst die Bedingungen der Möglichkeit individueller Freiheiten schafft. Freiheit ist weder voraussetzungs-, noch folgenlos zu haben. Wer das ignoriert, provoziert unproduktiven und destruktiven Streit. Konflikte entstehen immer, wenn es um Freiheit geht, aber nicht notwendig so irreführende.

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In AfD-Hochburgen breitet sich Covid 19 stärker aus als in grünen Milieus

Auf der Vertikalen: Die Stimmenanteile der AfD (bzw. der Grünen in der unteren Grafik) bei der Europa-Wahl 2019. Auf der Horizontalen: Die Höhe der Covid-19 Inzidenz. Die Punkte stehen für die 108 kreisfreien Städte. Der Korrelationskoeffizent (r) drückt die Stärke des statistischen Zusammenhangs aus, er reicht von +1 bis zu -1. (Quelle: Eigene Darstellung)

Statistisch zeigen sich geradezu spiegelbildliche Verhältnisse: Wo die AfD stark ist, ist die Corona-Inzidenz eher hoch, wo die Grünen besonders stark sind, eher niedrig — das ist eines der Ergebnisse der folgenden Analyse. Achtung! Eine statistische Korrelation (Stärke der Beziehung zwischen zwei Variablen) ist ein Hinweis auf, aber kein Beweis für Kausalität (Ursache und Wirkung). Unter der Fragestellung „Gibt es soziale, politische und kulturelle Risikofaktoren für Covid-19-Infektionen?“ werden Zusammenhänge zwischen Armut und Corona, Einflüsse von Herkunft und Kultur, Verhaltensweisen und Haltungen auf das Infektionsgeschehen empirisch untersucht.

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(N°18) EU umgekehrt: Was kann der Westen vom Osten lernen?

Intromusik: terrasound.de

Ob Nation, Geflüchtete, Freiheit der Medien und der Justiz, Homophobie — die Sichten von Ost- und Westeuropa unterscheiden sich stärker denn je. Wie explosiv ist das innereuropäische Verhältnis? Was kann der Westen vom Osten lernen?
Darüber und über dessen Buch „Europas geteilter Himmel“ spricht Wolfgang Storz mit Norbert Mappes-Niediek, Publizist und herausragender Osteuropa-Kenner. Er sagt: Zuspitzungen der Konflikte führen nicht weiter.

DLF-Wirtschaftsjournalismus: Freude schöner Wachstumsraten in Zeiten der Klimakatastrophe

Haben Sie ein bisschen Zeit? Haben Sie Mittagspause? Interessieren Sie sich für Aktien, Unternehmen, Börse, BMW, Türkei, China und Waldbrände? Dann nichts wie rein in „Wirtschaft am Mittag“ im Deutschlandfunk, dem täglichen öffentlich-rechtlichen Wirtschaftsmagazin. Heute, Dienstag, 3. August 2021, 13.35 Uhr, mit Moderator Günter Hetzke und seinem eloquent-optimistischen Sound einer ständig wachstumsfreudigen sozialen Marktwirtschaft in der Stimme: Wie geht es dem Digital-Unternehmen Teamviewer? Was? Hhm, die Gewinne halbiert, da geht es aber sieben Prozent in die Tiefe! Gehen wir zu BMW und unserem Münchner Landeskorrespondenten, wie geht es dem Autobauer in München? Was sagt der Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse?

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Im Herbst fallen die Würfel: Klima-Bahn oder Beton-Bahn

Es wäre ein großer Schritt zum Schutz des Klimas, wenn die Deutsche Bahn ihre Kapazitäten für Güter und Passagiere enorm erhöhen könnte — schnell und ohne viel Geld. Dafür gibt es ein realistisches Konzept. Ein Konzept, das in der Öffentlichkeit weithin noch unbekannt ist, auch weil es intern machtpolitisch auf starken Widerstand stößt. Der Grund: Die Bahn könnte zwar ihre Kapazität im Personen- und Güterverkehr kurzfristig verdoppeln und mittelfristig sogar verdreifachen, jedoch müsste sie auf heute überbelasteten Kernstrecken alle Züge etwas langsamer fahren lassen. Das bedeutet: Sie müsste ihre heilige Kuh schlachten: den Schnelligkeitswahn. Das 200%-Plus-Bahn-Konzept  wird von Bahnexperten um den Verkehrsclub Deutschland (VCD) und „Bahn-für-Alle“ herum vertreten und gibt eine faszinierende Antwort.

Screenshot von der Homepage „Bahn für Alle“
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Für welche Freiheit willst du stimmen?

Freiheit als Wahlkampfthema gestern (eine Landtagswahl 1947) und heute (Titelseite des Magazins der grünen Bundestagsfraktion).

Mal als demonstratives, lautes Leitthema, mal untergründig als Subtext – Freiheit ist auch im Superwahljahr 2021 immer dabei. „Freiheit statt“ ist die große Erzählung der Mitte-Rechts-Parteien. In der Gassenhauer-Variante heißt sie gerade „Freiheit statt Baerbock“. Aber sie funktioniert auch als Freiheit statt Staat, Freiheit statt Gleichstellung, Freiheit statt Klima- und Artenschutz, Freiheit statt Tempolimit. Das Freiheit-statt-Tamtam zu hinterfragen und ein alternatives Verständnis von Freiheit zu entfalten, nimmt sich bruchstücke für den Bundestagswahlkampf 2021 vor. Wer dazu beitragen mag, ist eingeladen, die Frage zu beantworten: Für welche Freiheit willst du stimmen?

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Viren den Hütten, den Villen Gesundheit

Das Virus hat auch was Gutes, ist es doch so demokratisch. Für alle ist es gleich gefährlich, es interessiert sich nicht für den Kontostand, es nimmt keine Rücksicht auf den sozialen Status. So wurde von Anfang an und bis noch vor wenigen Monaten allerorten gesprochen. Obwohl alle von Anfang an wissen konnten, dass das Gegenteil richtig ist. Gerade in Pandemiezeiten gehören Arme mit zu den Gefährdetsten, Wohlhabende wesentlich weniger. Studien, die das für diese Pandemie belegen, gibt es bereits seit Sommer 2020. „Die vierte Welle hat begonnen“ sagt das Robert-Koch-Institut und die Bild-Zeitung munitioniert die Verschwörerquerfront: „Bild entlarvt neue Corona-Panikmache. Horror-Papier vom RKI“. Ein geeigneter Zeitpunkt, an die soziale Frage zu erinnern.

„Auf dem Kölnberg“ leben rund viertausend Menschen auf einer Fläche von zwei Fußballfeldern. Immer wieder wird die Siedlung zum Coronahotspot, berichtet der WDR (Screenshot)
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Ein Stück Aufklärung als Podcast: Über den Verschwörungsphantasten Ken Jebsen

Screenshot von der rbb-Website

Wie er auf der Krim mit Hilfe seiner russischen Kontakte große Geschäfte machen wollte, was er mit einem prominenten Rechtsradikalen in den USA zu tun hat, wie viel hunderttausend Euro er von Youtube bekam, bevor er (wie Trump auf Twitter) ausgesperrt wurde, was seine damaligen Kolleginnen und Kollegen über den Radiomoderator Jebsen sagen, als er noch für den Rundfunk Berlin Brandenburg arbeitete – der sechsteilige Podcast „Cui boni: What the fuck happened to Ken Jebsen?“ liefert Antworten vor dem Hintergrund der rechtsradikalen Mobilmachung im Internet . Dass der Verschwörungsideologe Jebsen in dem Podcast, wie es ein dummer Sprachgebrauch will, durchgängig Theoretiker genannt wird, ist aus meiner Sicht der einzige Mangel an diesem mit bester journalistischer Professionalität produzierten Stück Aufklärung. „Cui Bono“ ist eine Koproduktion von Studio Bummens, NDR, rbb und K2H. Florida Film hat inzwischen eine Verfilmung des Podcasts angekündigt. Als ergänzende Lektüre eignet sich „‚Querfront‘. Karriere eines politisch-publizistischen Netzwerkes„, eine Studie der Otto Brenner Stiftung.

bruchstücke