
Der bürgerliche Staat1 hat ein Versäumnis gutzumachen. Die Erwartungen der Ankommenden, denen seine Existenz eine Perspektive für ihre eigene liefert, könnten ihn über dieses Versäumnis belehren. Sie denken, ja, was denken sie eigentlich? Dass er ein frommer Staat ist? Er ist aber kein frommer Staat. Er, der die unterschiedlichsten Glaubensrichtungen toleriert, hütet nicht das, was allen Glaubensrichtungen gemeinsam ist, das Fromme, und er verlangt es auch nicht. Er verlangt, dass man weniger glaubt. Weniger heißt, maßvoll, mit weniger Inbrunst. Steht über dem Eingang zur danteschen Hölle, „Lass alle Hoffnung fahren“, so sollte über dem Eingang zum Staat stehen: „Sei weniger gläubig!“ Höchst verwunderlich für die, die religiöser Verfolgung entkommen sind. Kamen sie nicht, um ohne Furcht gläubig zu sein? Sind sie etwa vom Regen in die Traufe gekommen?
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